Mächtig und schlicht steht das Grabmal aus hellgelbem Sandstein da. "Kanzler der Einheit" und "Ehrenbürger Europas" steht dort von Hand eingemeißelt. Das Grabmal steht in einem Steinfeld mit kniehohen Sträuchern. Dies soll ein Betreten der Ruhestätte vom vorbeiführenden Fußgängerweg durch den Park verhindern.
Eine Hecke aus Zypressen und ein Zaun markieren die Grenze zum angrenzenden Friedhof des Speyerer Domkapitels. Rechts daneben steht eine Sitzbank aus Sandstein, ein QR-Code an einem Schild gibt Informationen zu Leben und Werk Kohls.
"Ganz schön groß", sinniert Martin Roßkopf, der am Morgen nach der Enthüllung mit seinem Hund an dem Grab vorbeiläuft. Der Sohn des ehemaligen Speyerer Oberbürgermeisters Christian Roßkopf scheint nicht wirklich überzeugt davon zu sein, was er sieht.
Auch Sonja Kamb ist reserviert: "Der Stein ist geradlinig, wie Kohl war", kommentiert die Speyerin, die über den Lions-Club den früheren Bundeskanzler selbst traf. "Ich hätte mir mehr Grün gewünscht." Hoffentlich sei das skurrile Hin und Her um Kohls letzte Ruhestätte nun zu Ende, sagt Kamb: "Das war ganz schlimm." Ein offenes Geheimnis sei es in der Domstadt, dass Kohl gerne im Kaiserdom bestattet worden wäre. "Das geht gar nicht, der Dom ist nur für Kaiser, Könige und Bischöfe da", findet Kamb.
Seit September war Kohls Grab im Auftrag seiner Witwe umgestaltet worden. Dieses habe nun "nicht mehr den Charakter eines klassischen Grabes, sondern eines Denkmals", schreibt Kohl-Richter in einer Erklärung auf der Internetseite der Helmut-Kohl-Stiftung.
Das Grabmal aus heimischem Sandstein "strahlt machtvolle und kraftvolle Ruhe aus, Würde und Erhabenheit, Offenheit und Freundlichkeit", heißt es in ihrer Erklärung weiter. Das Denkmal sei nicht unnahbar, verlange vom Betrachter aber Respekt und Abstand. "Es ist genau, was ich mir für meinen Mann vorgestellt habe", betonte die Kohl-Witwe. "Ich bin mir sicher, es würde ihm auch gefallen."
Der Zustand des Kohl-Grabes hatte in der Bevölkerung in den vergangenen acht Jahren für Diskussionen gesorgt: Er liegt in einem umzäunten Grab im Adenauerpark in der Nähe des Speyerer Bahnhofs bestattet. Das verwitternde Holzkreuz und ein Zaun wurden nun entfernt, die Ruhestätte war während der Grabumgestaltung durch einen Sichtschutz verhüllt worden.
Stadt und Bistum Speyer hatten in der Vergangenheit auf eine finale Gestaltung des Grabes gedrängt. Man maße sich nicht an, über die fertiggestellte Grabanlage zu urteilten, teilte die Stadt Speyer auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Dies sei eine private Angelegenheit der Familie. Auch das Bistum Speyer wollte sich dazu nicht äußern.
Kohl war von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. Er starb am 16. Juni 2017 und wurde am 1. Juli 2017 nach einer Trauerfeier im Speyerer Dom im Beisein von Staatsgästen aus aller Welt beigesetzt. Seine Söhne hätten ihn lieber im Familiengrab in Ludwigshafen-Friesenheim bestattet gesehen, wo auch seine erste Ehefrau Hannelore begraben liegt.



