Erster katholischer queerer TV-Gottesdienst

Queerer Gottesdienst in Münster
epd-bild/Detlef Heese
Erstmals ist am Sonntag (26.10.2025) ein katholischer queerer Gottesdienst vom ZDF übertragen worden. Die Messe in der Kirche St. Anna in Muenster-Mecklenbeck feierte Pfarrer Karsten Weidisch.
Queere Gemeinde im Fernsehen
Erster katholischer queerer TV-Gottesdienst
Eine Premiere beim TV-Gottesdienst: Erstmals ist ein katholischer queerer TV-Gottesdienst vom ZDF übertragen worden. Vorbereitet wurde der Gottesdienst von der Queergemeinde Münster, die zu den ältesten ihrer Art in Deutschland gehört.

Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner aus dem Lukasevangelium (Kapitel 18, Verse 9 bis 14) habe die klare Botschaft: "Sei du selbst, stehe zu Dir! Sei so, wie du bist, unterwegs!", sagte Pfarrer Karsten Weidisch am Sonntag in seiner Predigt in der Kirche St. Anna in Münster-Mecklenbeck. Zu Wort kamen beim queeren, katholischen Gottesdienst, der erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde, auch Mitglieder der Queergemeinde Münster, die zu den ältesten ihrer Art in Deutschland gehört.

Gott sage "uns allen: Lebe so, wie du bist, und bringe dich wirklich ehrlich in die Gemeinschaft ein", erklärte Weidisch in grünem Liturgiegewand und roter Stola. Die Queergemeinde biete einen Ort, an dem queere Menschen "mit Freude, ohne Anfeindung in aller Öffentlichkeit und ohne Diskriminierung den befreienden Glauben leben können", sagte der katholische Pfarrer und Schulseelsorger.

Das Motto des Gottesdienstes "Wer bin ich ... für dich?" nahm laut Weidisch eine Aussage des verstorbenen Papstes Franziskus auf. Auf die Frage zum Umgang der Kirche mit homosexuellen Menschen habe er geantwortet: Wenn eine Person homosexuell sei, aber Gott suche und guten Willens sei, "wer bin ich, über diese Person zu richten?".

Queer bedeutet, ich darf sein, wie ich bin

"Queer bedeutet, ich darf sein, wie ich bin - mit meiner Liebe, meiner Identität und mit meinem Glauben", erklärte Alice Märtens von der Queergemeinde. Als sie damals gemerkt habe, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühle, habe sie gedacht: lesbisch und in der katholischen Kirche zu sein, das passe nicht zusammen. In der Queergemende habe sie "Halt und Sicherheit gefunden". Da habe sie gemerkt, dass es möglich sei, "meinen Glauben in der Gemeinschaft, in der katholischen Kirche zu leben".

Ein anderes Mitglied der Queergemeinde berichtete davon, dass der christliche Glauben von Kindesbeinen an begleitet habe. Es sei ein "wunderbares Gefühl, wenn dein Glaube dich so gut trägt und stärkt im Leben", sagte der Mann. Eine "einseitige kirchliche Entscheidung" habe jedoch dazu geführt, dass er die Ausbildung zum Diakon nicht fortführen konnte. "Meine Lebensentscheidung, alles, wofür ich gebrannt habe, gab es nicht mehr", berichtete er. Daran sei er fast zerbrochen. Er sei jedoch neue Wege gegangen, mit Menschen, die ihn ermutigt hätten.

"Viele, gerade queere Menschen, haben in unserer Kirche ein schweres Kreuz tragen - Anfeindung, Ablehnung, Ausgrenzung", sagte am Ende der Gottesdienstausstrahlung Jan Diekmann von der Queergemeinde. Gott wolle nicht, "dass wir unter der Last des Kreuzes zerbrechen". Das Kreuz zu tragen, heiße nicht, es allein zu schultern, sondern solidarisch zu sein, zu helfen und Hilfe anzunehmen. "Für uns als Queergemeinde Münster ist das ein riesiger Moment: Zum ersten Mal wird ein Queergottesdienst im Fernsehen gezeigt!", schrieb die Queergemeinde auf Instagram. "Seit über 25 Jahren schaffen wir Raum für queeren Glauben, Akzeptanz und Gemeinschaft - und jetzt dürfen wir diese Botschaft mit ganz Deutschland teilen."

Die Queergemeinde in Münster bietet nach Angaben der Katholischen Hörfunk- und Fernseharbeit Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer oder inter sind, seit 1999 einen sicheren Raum, ihren Glauben zu leben. Der erste übertragene queere katholische TV-Gottesdienst fand nach Angaben der Queergemeinde mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen statt.