Pfarrer: Sprengung von AKW-Kühltürmen hat Symbolkraft

Atomkraftwerk
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Am 25. Oktober wurden die AKW-Kühltürme in Gundremmingen gesprengt. Für Pfarrer Frank Bienk aus Günzburg hat das eine hohe Symbolkraft.
AKW-Kühltürme in Gundremmingen
Pfarrer: Sprengung von AKW-Kühltürmen hat Symbolkraft
Jahrzehntelang haben die Kühltürme des Atomkraftwerks in Gundremmingen die Region geprägt, nun wurden sie gesprengt. Pfarrer Frank Bienk aus Günzburg erzählt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), inwieweit die Sprengung die Menschen vor Ort beschäftigt und wie es nun ohne die Türme, aber mit Zwischenlager weitergeht.

epd: Am Samstag wurden die AKW-Kühltürme in Gundremmingen gesprengt. Wie reagieren Sie und die Menschen vor Ort darauf?

Frank Bienk: Die Sprengung der Kühltürme in Gundremmingen hat eine hohe Symbolkraft. Auch wenn der Betrieb des Kernkraftwerks schon am 31. Dezember 2021 eingestellt wurde, ist sie nun das sichtbare Zeichen des Umbruchs. Seit Ende 2020 bin ich Pfarrer der Kirchengemeinde Günzburg, zu deren Gebiet auch Gundremmingen gehört.

Aus 15 Jahren des vorherigen Dienstes im Nachbarlandkreis sind mir das Kraftwerk und die gesellschaftlichen Kontroversen jedoch bereits seit langem vertraut. Und so wird die Polarisierung auch jetzt noch einmal sichtbar, die sich auch mitten durch unsere Gemeinde zieht.

Pfarrer Frank Bienk aus Günzburg erzählt wie es nun ohne die Kühltürme des AKWs weitergeht.

Können Sie diese Polarisierung genauer erklären?

Bienk: Die einen sind erleichtert, dass es nun auch sichtbar kein Zurück zur Kernenergie in unserem Landkreis gibt. Auch wenn die politische Debatte angesichts des fortgeschrittenen Rückbaus bereits zuvor wenig Realitätssinn gezeigt hat. In diese Erleichterung mischt sich freilich das Wissen, dass Gundremmingen noch für lange Zeit Zwischenlager bleiben wird. Die Frage der Endlagerung ist weiterhin ungelöst und wird zulasten der Bevölkerung vor Ort vertagt.

Ich kenne aber auch viele Gemeindeglieder, die im Kraftwerk gearbeitet haben oder immer noch dort beschäftigt sind. Auch wenn ihre Arbeitsplätze im Rückbau noch auf lange Zeit bestehen werden, schmerzt sie der Abschied von "ihrem" Kraftwerk. Auch der Ort Gundremmingen hat in der Zeit des Betriebes einen großen Aufschwung erlebt. Der Zuzug von Fachkräften hat auch mittelbar für Wohlstand gesorgt.

Wie geht es nun weiter?

Bienk: Wir werden die verschiedenen Sichtweisen auf die Kernenergie auch in Zukunft aushalten müssen. Wichtig ist aber, dass es diese Zukunft gibt. Schon längst gibt es Ideen für die Weiterentwicklung des Standortes. Und so wünsche ich mir, dass die Erleichterten und die Wehmütigen sich miteinander auf den Weg machen. Diese Welt ist uns anvertraut, um sie zu bewahren, aber auch verantwortlich zu gestalten. Für Gundremmingen, aber auch die Landkreise Günzburg und Dillingen ist der Ausstieg aus der Kernenergie ein Einschnitt. Jetzt gilt es miteinander Neues zu gestalten.