Nach dem selbst gewählten Tod der Kessler-Zwillinge Ellen und Alice hat der frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine gesetzliche Regelung zum assistierten Suizid gefordert. "Die jetzige Situation erlaubt Assistenz beim Suizid, die ethisch nicht vertretbar ist", sagte Lauterbach der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Es sei nicht gesichert, "dass Menschen, die diesen Weg gehen, nicht unter psychischen Erkrankungen leiden, die ihre Entscheidungsfähigkeit einschränken", erklärte Lauterbach.
Der frühere Gesundheitsminister kritisierte, dass kommerzielle Angebote in der Suizidassistenz nicht ausgeschlossen seien. "Ich bin selbst ein klarer Befürworter des assistierten Suizids", sagte Lauterbach. "Aber psychische, uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit und die Abwesenheit aller kommerziellen Interessen müssen sichergestellt sein", unterstrich er. "Nur unter diesen Umständen kann verhindert werden, dass sich hier Menschen das Leben nehmen, die dies unter anderem Umständen nicht gemacht hätten", sagte Lauterbach.
Der gemeinsame Tod der Kessler-Zwillinge im Alter von 89 Jahren hat eine Debatte über das Thema assistierter Suizid ausgelöst. Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) hatte erklärt, dass es sich um "assistierten Suizid" gehandelt habe.
Die Zahl der Fälle, in denen sich Menschen durch Hilfe von Sterbehilfeorganisationen das Leben nehmen, war seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Suizidassistenz im Jahr 2020 stetig gestiegen. Die Karlsruher Richter hatten damals entschieden, dass das Recht auf selbstbestimmtes Sterben auch das Recht umfasst, sich das Leben zu nehmen und dabei Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Es kippte damit ein pauschales Verbot organisierter Suizidassistenz. Eine neue Regelung, die diese Form der Sterbehilfe ermöglicht und zugleich vor Missbrauch schützt, kam seitdem nicht zustande.



