200 Menschen schrieben Bibel mit der Hand

Eine offene Bibel auf einem Altar
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In einem Gottesdienst wird die handgeschrieben Bibel nicht benutzt werden können. Sie ist nur im Bibelmuseum in Bayern zu bewundern.
Fast eine unendliche Geschichte
200 Menschen schrieben Bibel mit der Hand
Die Gemeinschaft der Paulus-Schwestern übergibt an diesem Sonntag (19. Oktober) dem Bibelmuseum Bayern in Nürnberg eine handgeschriebene Bibel als Dauerleihgabe. Das schreiben dauerte 16 Jahre, erzählt Ordensschwester Maria lenni.

An den 12 Bänden haben innerhalb von 16 Jahren 200 Schreiberinnen und Schreiber gearbeitet. Schwester Maria Ienni hat das Projekt zu einem Abschluss gebracht und ist jetzt sehr froh.

epd: Die Bibel ist ein sehr dickes Buch. Wie kommt man denn in heutigen Zeiten darauf, sie mit der Hand abzuschreiben?

Schwester Maria Ienni: Katholische und evangelische Kirche hatten das Jahr 2003 als "Jahr der Bibel" ausgerufen. Ich arbeitete damals in der Buchhandlung der Paulus-Schwestern in Frankfurt, und wir wollten eine öffentlichkeitswirksame Aktion machen. Wir räumten das Schaufenster frei, legten dort die Schreibunterlagen hinein und baten Passanten und Kunden, eine Seite der Bibel abzuschreiben. Wir dachten, in einem Monat könnte die Bibel abgeschrieben sein.

Schwester Maria lenni

Ach was waren wir naiv (lacht). Wir nahmen dann die Blätter in Schulen mit, vergaben den Auftrag, einzelne Bücher der Bibel abzuschreiben, an Familien, Gruppen oder auch Krankenhäuser. Aber als wir 2005 die Buchhandlung in Frankfurt schlossen, war das Buch immer noch unvollständig. Ich habe dann gesagt, wir machen weiter und habe alles in die Umzugskartons gepackt.

Im Laufe der nächsten 16 Jahre haben sie immer wieder Menschen gefunden, die geschrieben haben. Wer waren die?

Schwester Maria: Gott hat mir die Menschen geschickt, die er schicken wollte. Ein Mann aus der Nachbarschaft heißt Markus mit Vornamen und hat sich das ganze Markusevangelium vorgenommen. Ein anderer Mann kam und hat mir gesagt, er wolle sich vorstellen, er würde wie ein mittelalterlicher Mönch schreiben. Er hat seinen Part jeden Tag bei einer Stunde Kerzenlicht kopiert und hat dafür einen Monat gebraucht. Ich selbst habe den Prolog des Johannes abgeschrieben. Auch bei mir ist das Interesse für die Mönche von damals geweckt worden und ich habe mir gedacht, es muss schwer für sie gewesen sein.

Aber für sie war es ja auch nicht einfach. Sie haben lange nicht gewusst, ob das Projekt fertig wird.

Schwester Maria: Ja, ich hatte irgendwann eine Loseblattsammlung und habe gebetet, "lieber Gott, lass mich das fertig machen". 2019 arbeitete ich in der Paulus-Buchhandlung in Ingolstadt, als ich mit einem Kunden ins Gespräch kam und ihn fragte, was er beruflich gemacht hat. Als er sagte, er habe dicke Bücher eingebunden, habe ich ihn gleich gefragt, ob ich ihm mal was zeigen dürfte. Er hat die Bände dann gebunden, was nicht einfach war, weil manche Blätter von der Faser her falsch geschnitten waren. Eine Mitschwester hat dann noch Initialen gezeichnet und so ist es doch noch was geworden. Das war nach der unendlichen Geschichte ein Gefühl, wie wenn Weihnachten und Ostern zusammenfallen. Es ist schön geworden, Gott sei Dank.