Sie hat Ja gesagt. Und der Jubel darüber ging um die Welt: Im August 2025 gaben Taylor Swift und Travis Kelce auf Instagram ihre Verlobung bekannt. Die erfolgreichste Sängerin ihrer Generation und der charismatische American-Football-Star posierten dafür in einem Rosenmeer. Der Verlobungspost erntete Millionen Likes. Warum dieser Wirbel um ein Heiratsversprechen? Und ist die Inszenierung nicht ziemlich spießig für eins der derzeit coolsten Promi-Paare?
Besonders hierzulande galt eine offizielle Verlobung in den vergangenen Jahrzehnten eher als verstaubt, das traditionelle Werben des Mannes um die Braut mit Blumen und Ring als nicht besonders zeitgemäß. Doch mittlerweile hat sich das Image offenbar gewandelt: Die Verlobung, also das Eheversprechen, ist für viele junge Menschen keinesfalls spießig, sondern ein Liebes- und Treuebeweis.
"Wir haben uns 2023 verlobt, weil wir den nächsten Schritt in unserer Beziehung gehen wollten, nachdem wir schon fünf Jahre zusammen waren", berichtet Lasse. Er und seine Verlobte Paula sind beide 24 und führen eine Fernbeziehung. Lasse studiert in Hannover, Paula macht eine Ausbildung in Hamburg. Für beide war von Anfang an klar, dass die Verlobungszeit lange dauern wird. Heiraten wollen sie erst in zwei Jahren, wenn sie ihre Abschlüsse haben. Doch ihnen sei wichtig gewesen, sich schon vorher auf eine gemeinsame Zukunft festzulegen, unterstreicht das Paar.
In Umfragen wie der Shell- oder der Sinus-Jugendstudie zählen eine funktionierende Familie und eine vertrauensvolle Partnerschaft zu den wichtigsten Lebenszielen junger Menschen. Gleichzeitig rücken angesichts einer zunehmend unsicheren politischen Weltlage Verlustängste in den Vordergrund. Die Verlobung ist auch eine gegenseitige Versicherung dessen, dass man zusammenhält, füreinander da ist. Das Band wird noch einmal stärker geknüpft
"So erlebt man als Paar noch einmal eine besondere Phase der Beziehung", sagt Paula. Die Idee mit der Verlobung kam von Lasse, doch sie haben sich gegenseitig einen Ring geschenkt. Anschließend haben sie nur Familie und Freunden davon berichtet. "Uns war wichtig, diesen Schritt eher im privaten Kreis zu teilen", betont Lasse.
Viele andere machen dagegen ihr Heiratsversprechen in den sozialen Medien publik. Kerry Howard, Hochzeitsplanerin aus Hamburg, beobachtet hierzulande "schon seit einigen Jahren einen klaren Trend hin zu offiziellen Verlobungen mit Bekanntgabe auf Social Media". Die Verlobung bilde heute ein "eigenständiges, emotionales Kapitel mit Event-Charakter".
In Deutschland sei das eine eher neue Entwicklung, berichtet die gebürtige Britin. In Großbritannien dagegen habe das öffentliche Zelebrieren und Feiern der Verlobung eine lange Tradition.
Ihren Ursprung hat die Verlobung in der Antike - und war lange Zeit eine wenig romantische Angelegenheit. Vielmehr war sie der erste Schritt zu einer arrangierten Ehe. Bei den Römern erfolgte der Antrag unter Zeugen. Entscheidend war nicht das Ja der Braut, sondern das des Brautvaters. Galt die Verlobung als besiegelt, hatte sie auch rechtliche Konsequenzen: Der Familie der Braut war es möglich, den Bräutigam zu verklagen, sollte er sein Eheversprechen nicht einhalten.
Juristische Folgen kann das Verlöbnis auch heute haben: So regelt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Paragraf 1298, dass im Falle einer Trennung Verlobte oder ihre Eltern Schadensersatzansprüche geltend machen können, wenn sie "in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlichkeiten eingegangen sind". Auch Geschenke, etwa ein Ring, können zurückgefordert werden. Darüber hinaus haben Verlobte vor Gericht ein Zeugnisverweigerungsrecht.
Die Verlobung ist zwar nur die Vorstufe der Ehe, hat aber dennoch Gewicht - auch in der Kirche. Verlobte können den Segen der Kirche erbitten. Zum Beispiel bei der Anfang 2025 gegründeten Segensagentur "Sozusegen" in Hannover unter Leitung von Pastorin Claudia Maier. Der Segen soll Kraft spenden und zum Innehalten einladen. Für Claudia Maier ist das Ritual "ein Rastplatz im Leben".
Dabei ist der Pastorin wichtig zu betonen, dass das nichts mit einer magischen Schutzformel zu tun habe, die vor negativen Entwicklungen in der Zukunft bewahre: "Wir segnen, was ist." Der Segen solle vermitteln, dass das Paar auf Gott an seiner Seite vertrauen könne. Außerdem stelle das Segnen zwei sich liebender Menschen eine Alternative zur Inszenierung auf Instagram und Co. dar. "Wir schaffen eine Art inneres Foto", sagt die Pastorin.