Hamburgs Antisemitismusbeauftragter legt Amt nieder

Stefan Hensel steht nach seiner Vorstellung im Treppenhaus des Rathauses.
Marcus Brandt/dpa
Stefan Hensel will aufhören. (Archivbild)
Nach persönlichem Angriff
Hamburgs Antisemitismusbeauftragter legt Amt nieder
Jahrelang hat Stefan Hensel sich als Antisemitismusbeauftragter der Stadt Hamburg gegen Hass und Anfeindungen gestemmt – jetzt zieht er die Reißleine. Nach einem Angriff im Straßenverkehr und zunehmender Hetze legt der zentrale Ansprechpartner für jüdisches Leben sein Amt nieder. Mit der Entscheidung sendet er ein bedrückendes Signal.

Stefan Hensel legt sein Amt als Antisemitismusbeauftragter der Stadt Hamburg nieder. "Der zeitliche Aufwand und die anhaltende Konfrontation mit Hass und persönlichen Übergriffen sind im Rahmen eines Ehrenamts für mich nicht mehr vereinbar", begründete er den Schritt, wie die Gleichstellungsbehörde am Mittwoch mitteilte. Hensel sagte, er wolle sich zukünftig "den positiven Seiten jüdischen Lebens widmen". Die Tätigkeit des Antisemitismusbeauftragten ist organisatorisch der Gleichstellungsbehörde angegliedert.

Hensel werde das Amt als Beauftragter für Jüdisches Leben und die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus noch bis zur Bestellung eines neuen Antisemitismusbeauftragten wahrnehmen, informierte die Behörde - längstens jedoch bis zum 31. Dezember. Der Senat hatte ihn im Juli 2021 zum Antisemitismusbeauftragten ernannt, um die Bekämpfung von Antisemitismus in der Stadt weiter zu stärken.

Am 25. Mai wurde Hensel in Hamburg Opfer eines Übergriffs im Straßenverkehr. Er war im Auto unterwegs und spielte seiner Tochter ein hebräisches Lied vor, wie er nach dem Vorfall berichtete. Die Polizei Hamburg erklärte seinerzeit, ein anderer Verkehrsteilnehmer habe Hensel daraufhin beleidigt und genötigt. Es soll zu einer verbalen Auseinandersetzung mit strafbaren Inhalten gekommen sein. Bei dem Tatverdächtigen habe es sich um einen 57-jährigen jordanischen Staatsangehörigen gehandelt. Die Gemeinsame Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens verurteilte den Übergriff auf Hensel.

In seiner Funktion war der 1980 geborene Hensel den Angaben nach zentrale Ansprechperson für alle Hamburgerinnen und Hamburger, die sich mit Anliegen zum Thema Antisemitismus an ihn wandten. Darüber hinaus habe er die Dunkelfeldstudie zum Antisemitismus in Hamburg verantwortet und die Landesstrategie zur Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus maßgeblich geprägt, hieß es.