Über 58.000 Menschen demonstrieren gegen Gaza-Krieg

epd-bild/Christian Ditsch
Mehr als 50 Organisationen unterstützen den Aufruf zur Kundgebung "Zusammen fuer Gaza" in Berlin, darunter Amnesty International und medico international.
Bisher größte Kundgebung
Über 58.000 Menschen demonstrieren gegen Gaza-Krieg
Auf die bisher größte Kundgebung in Deutschland in Solidarität mit Gaza hatten die Initiatoren vorab gehofft. Und tatsächlich kamen laut Polizei bis zum Abend 58.000 Menschen zu "All Eyes on Gaza" in Berlin. Und es gab noch weitere Kundgebungen. Die Hilfsorganisation Friedensdorf International sieht sich derweil - anders als in den zurückliegenden Jahren - zurzeit nicht in der Lage, Kinder aus dem Gaza-Streifen zur Behandlung nach Deutschland zu bringen.

Mehrere Zehntausend Menschen haben am Samstag in Berlin gegen den Krieg in Gaza und Waffenlieferungen an Israel demonstriert. Eine Sprecherin der Berliner Polizei berichtete am Abend von mindestens 58.000 Teilnehmenden im Tiergarten. Davon hätten sich etwa 8.000 Menschen direkt an der Siegessäule eingefunden, rund 50.000 Teilnehmende kamen mit einem Demonstrationsauszug von einer vorhergehenden Kundgebung aus der östlichen Innenstadt.

Die Teilnehmer forderten ein Ende des Krieges in Gaza und einen Stopp sämtlicher deutscher Waffenlieferungen an Israel. Viele führten palästinensische Flaggen mit sich. Auf Spruchbändern war in Anspielung an die Schoah etwa zu lesen "One Genocide does not justify another" (Ein Völkermord rechtfertigt keinen anderen). Immer wieder skandiert wurde "Free, free Palestine!"

Der Demonstrationszug formierte sich am Nachmittag im Anschluss an die Kundgebung "Zusammen für Gaza", zu der die Linkspartei aufgerufen hatte. Die Teilnehmenden zogen vom Neptunbrunnen am Alexanderplatz zur Siegessäule. Dort fand am Abend die Kundgebung "All Eyes on Gaza - Stoppt den Genozid!" mit Musik und Redebeiträgen statt. Eine Sprecherin der Polizei berichtete am frühen Abend von einem überwiegend friedlichen Verlauf.

Barenboim: Deutsche Politik leugnet Genozid

Die Initiatoren der Kundgebung an der Siegessäule im Tiergarten hatten vorab betont, sie hofften auf die bisher größte Kundgebung in Deutschland in Solidarität mit Gaza mit mehr als 50.000 Teilnehmenden. Angemeldet hatten sie zunächst 30.000 Teilnehmende. Zu den Initiatoren und Rednern auf der Hauptkundgebung zählte auch der Musiker Michael Barenboim, Sohn des argentinisch-israelischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim.

Michael Barenboim ist Sohn des argentinisch-israelischen Dirigenten Daniel Barenboim. Er war einer der Redner bei der bisher größten Kundgebung in Deutschland gegen den Gaza-Krieg.

Redner verteidigten ausdrücklich den Begriff "Genozid" zum israelischen Vorgehen in Gaza. Die israelische Regierung zerstöre systematisch den besetzten Gazastreifen und das dortige palästinensische Leben. Mitinitiator Michael Barenboim betonte vorab in der Berliner "tageszeitung" (Samstag), unter Experten, Menschenrechtsorganisationen und inzwischen auch im UN-Menschenrechtsrat herrsche darüber weitgehend Konsens. "Die deutsche Politik leugnet das, weil sie eine Mitschuld trägt", sagte Barenboim.

Eine Versammlung in Kreuzberg zum selben Thema wurde indes aufgelöst. Dort zogen zunächst rund 1.200 Menschen in Solidarität mit Gaza zum Südstern. Die Polizei dort berichtete von mehreren Straftaten, einem Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und der Behinderung von Medienschaffenden. Bei der Auflösung der Demonstration gab es auch freiheitsbeschränkende Maßnahmen, zudem ereignete sich auch ein medizinischer Notfall. Die Polizei war im gesamten Stadtgebiet mit 1.800 Beamten im Einsatz, auch aus anderen Bundesländern.

Der Konfliktforscher Jannis Grimm von der FU Berlin ordnete die Teilnehmenden vorab als ein relativ breit aufgestelltes Bündnis ein. Dem RBB sagte er, dieses reiche "von der Migrantifa über palästinasolidarische Bewegungen bis (hin zu) jüdisch-antizionistischen Gruppen". Zwar gebe es auch Gruppen, die durchaus Sympathien mit Hamas und Hisbollah zeigten. Diese seien "aber bei weitem nicht der tragende Kern".