56 Menschen im Mecklenburgischen Kirchenkreis spenden jeden Monat einen Teil ihres Gehalts, um die Gehälter anderer im Kirchenkreis mitzufinanzieren. Nun feiert die Fünf-Prozent-Initiative ihr 30-Jähriges Bestehen.
Wenn Pastor Jens-Peter Drewes sagen soll, wie wichtig er die Fünf-Prozent-Initiative im Mecklenburgischen Kirchenkreis findet, muss er nicht lang überlegen: "Sehr nützlich", sagt er. In seiner Gemeinde im Schweriner Brennpunktviertel Großer Dreesch werden gleich drei Teilstellen darüber bezuschusst: eine für die Büroleitung, eine für sozialdiakonische Arbeit, eine fürs Kirchenasyl. "Auf dem Dreesch gibt es viele, die etwas brauchen, und wenige, die etwas geben können", sagt er. Die Initiative gleicht das einen Tick aus.
Vor 30 Jahren war die Fünf-Prozent-Initiative von der Katechetin Dietlind Glür, dem Diakon Wolfgang von Rechenberg und elf anderen in der Mecklenburgischen Landeskirche gegründet worden. Ihre Idee: Mitarbeitende könnten bis zu fünf Prozent ihres Netto-Einkommens in einen Fonds geben, aus dem Stellen bezuschusst werden, die die Landeskirche - heute der Kirchenkreis - nicht finanzieren kann; anfangs nur im Kinder- und Jugendbereich, heute breiter. "Wir haben Schätze weiterzugeben", erklärte Dietlind Glür einmal.
Nicht nur predigen, sondern machen
Pastor Wulf Schünemann gehört seit rund 25 Jahren zur Initiative - und erinnert sich noch, wie irritiert er war, als nach 1989 die Gehälter der Ostpastoren rasant stiegen, angelehnt an die Westgehälter. "Es war deutlich mehr als vorher und auch deutlich mehr als Gemeindepädagogen oder etwa Friedhofsgärtner bekamen", sagt er. Bis heute kann er nicht nachvollziehen, warum Gehälter in Deutschland so krass auseinander klaffen, der Wert der Arbeit so unterschiedlich bemessen wird. Etwas abzugeben, fühlt sich für ihn daher stimmig an. "Ich will mit meinen Lebensentscheidungen auch abbilden, was ich predige."
55 weitere Mecklenburger bezuschussen die Gehälter anderer, zwischenzeitlich waren es sogar 70. Aktuell fördern sie zusammen 17 Stellen, mit je 200 bis 500 Euro pro Monat, also 2.400 bis 6.000 Euro pro Jahr. Darunter etwa in Laage, Bernitt, Serrahn, Kirchdorf, Hagenow, Toitenwinkel und Wismar.
Rund 9.600 Euro reicht die Initiative pro Monat aus, obwohl sie derzeit nur noch gut 5.000 Euro Einnahmen hat. "Unsere Rücklagen reichen aus, um das noch etwa zwei Jahre so zu machen", sagt Schünemann. Spätestens dann müssten neue Mitglieder nachrücken - oder die Ausgabe-Summe sinkt. Die insgesamt schwierige Finanzlage in der Kirche wird so oder so davon kaum berührt, "wir verstehen unser Engagement auch nicht als Korrektiv zum Stellenplan", sagt Schünemann. Es gehe einfach um ein Stück Solidarität und um unbürokratische Hilfe.
Im Pommerschen Kirchenkreis fehlt eine solche Initiative. Da es "keinen kirchengemeindlichen Stellenplan des Kirchenkreises gibt", wäre sie nicht umsetzbar, sagt dazu Sprecher Sebastian Kühl. Aus beiden Kirchenkreisen fließen aber jeden Monat Spenden in ärmere Partnerkirchen wie Tansania - um die Gehälter dortiger Kirchenmitarbeiter aufzubessern.