EKD und Diakonie übernehmen gemeinsam Verantwortung

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Zu Beginn der gemeinsamen Sitzung war EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs im Beteiligungsforum zu Gast und lud die Mitglieder des Forums zur weiteren Vertiefung der Gespräche in den EKD-Rat.
Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt
EKD und Diakonie übernehmen gemeinsam Verantwortung
Der evangelische Sozialverband Diakonie Deutschland und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) organisieren die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt künftig stärker gemeinsam.

Die Diakonie wird dafür volles Mitglied im kirchlichen Aufarbeitungsgremium, dem Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie am Freitag in Berlin und Hannover mitteilten. Das Gremium heißt nun "Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD und der Diakonie". Die Diakonie wird sich künftig die Kosten für das Gremium mit dem EKD-Kirchenamt in Hannover teilen.

Zu Beginn der gemeinsamen Sitzung war die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs im Beteiligungsforum zu Gast. Im Gespräch mit den Mitgliedern diskutierte sie die Frage, wie die Leitungsorgane der EKD noch enger mit dem Beteiligungsforum zusammenarbeiten könnten und wie leitende Personen in Kirche und Diakonie insgesamt ihrer Verantwortung zur Aufarbeitung und zum Schutz vor sexualisierter Gewalt gerecht werden können. Fehrs lud die Mitglieder des Beteiligungsforums zur weiteren Vertiefung der Gespräche in den Rat der EKD ein.

Neu ins Gremium kommt Roman Shapiro, Leiter des Zentrums Recht in der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Bislang war die Diakonie Deutschland nur durch Sozialvorständin Elke Ronneberger in dem Gremium vertreten. Die Änderung vertiefe den seit langem verfolgten Ansatz von evangelischer Kirche und Diakonie, im Umgang mit sexualisierter Gewalt "auf gemeinsame Projekte, Standards und Strukturen zu setzen", erklärte Shapiro laut Mitteilung.

Auch der Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum, Detlev Zander, begrüßte den Schritt. Mit Shapiro gewinne das Forum "fachlich wie menschlich enorm". Die Diakonie rücke als gleichwertiger Partner in der Aufklärung und Aufarbeitung in den Fokus, betonte er. Zander ist der einzige der neun Betroffenenvertreter, der als Kind Missbrauch in einem Heim der Diakonie erlebte. Zander weiter: "Es ist wichtig, dass wir als Betroffene unsere Interessen und Forderungen direkt an die leitenden Menschen in der Kirche adressieren können. Uns kann niemand vertreten, wir müssen selbst gehört werden."

Auch bei den Betroffenen im Beteiligungsforum steht ein Wechsel an. Zwei Mitglieder haben das Gremium aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen verlassen. Hier soll eine Neubesetzung Anfang 2026 erfolgen, hieß es.

Das Beteiligungsforum besteht aus 17 Mitgliedern. Mit Ronneberger und Shapiro sitzen nun zwei stimmberechtigte Mitglieder für die Diakonie in dem Gremium. Beschlüsse können nur mit der jeweiligen Mehrheit der Betroffenen und der Beauftragten der evangelischen Institutionen gefasst werden. Derzeit arbeitet das Gremium etwa an den Anerkennungsleistungen für Betroffene sexualisierter Gewalt, dafür soll ein Orientierungskatalog mit Beispielfällen und Zahlungshöhen entstehen. Die Reform der Anerkennungsleistungen greift zum 1. Januar 2026.

Schwerpunkt der Sitzung war der Mitteilung zufolge die Weiterentwicklung an der Konzeption einer Ombudsstelle für betroffene Personen. Diese soll – entsprechend des ForuMMaßnahmenplans – bei Konflikten zwischen kirchlichen oder diakonischen Stellen und betroffenen Personen für die Interessen der betroffenen Personen eintreten und nach Lösungen suchen.

Nancy Janz, Sprecherin der Gruppe der betroffenen Personen: "Die Auseinandersetzung mit den Institutionen und den eingefahrenen Strukturen kostet viel Kraft. Es erfordert große Hartnäckigkeit und gleichzeitig Feingefühl, die Bedingungen immer wieder neu auszuloten. Wir werden weiterhin Prozesse kritisch in den Blick nehmen, um die bestehenden Strukturen zu verändern und eine Veränderung zu erreichen." Anfang 2026 würden betroffene Personen, die bisher schon in den AGs des Beteiligungsforums als Gäste mitarbeiten, die Betroffenengruppe im Beteiligungsforum als Mitglieder verstärken. 

Kontaktmöglichkeiten: Beteiligungsforum@ekd.de / Betroffenenvertretung@befo.ekd.de

Nancy Janz: Nancy.janz@befo.ekd.de

Detlev Zander: detlev.zander@befo.ekd.de

Dorothee Wüst: oeffentlichkeitsreferat@evkirchepfalz.de

Zur weiteren Information: Im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt werden den Angaben zufolge alle Fragen, die sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie betreffen, von Betroffenenvertreter:innen und kirchlichen sowie diakonischen Beauftragten bearbeitet. Die Mitglieder des Beteiligungsforums bringen demnach ihre Fragestellungen und Themen in das Forum ein. Ebenso würden Anfragen aus den Gremien der EKD und Diakonie in das Beteiligungsforum getragen. Das Beteiligungsforum erarbeite dazu konkrete Beschlussvorschläge. Für einen Beschlussvorschlag sei sowohl eine Mehrheit in der Betroffenenvertretung als auch unter den kirchlichen und diakonischen Beauftragten notwendig. Die abgestimmten Beschlussvorschläge würden dann in den Rat der EKD, die Kirchenkonferenz oder die Synode eingebracht, wo sie endgültig beschlossen werden. So sei gewährleistet, dass jede kirchenpolitische Entscheidung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt unter Partizipation Betroffener erfolge. 

Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt: Betroffene von sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie können sich an die "Zentrale Anlaufstelle.help" sowie an die landeskirchlichen Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt wenden. www.Anlaufstelle.help

www.ekd.de/Ansprechpartner-fuer-Missbrauchsopfer-23994.htm

Das bundesweite Hilfe-Portal/Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch ist ein Angebot der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs: https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon / 0800 22 55 530 Rund um die Uhr kann man sich ratsuchend und in Krisen an die TelefonSeelsorge wenden:

Per Telefon: 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder 116 123
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