"Lassen Sie uns mutig sein, unbequem sein, fürsorglich sein. So wie Katharina Zell es war. Lassen sie uns solidarisch sein, feministisch und intersektional – so wie die Evangelischen Frauen es uns vorleben. Lassen sie uns politisch sein und für unsere Werte einstehen, wie Jesus es vorgelebt hat. Dann, davon bin ich überzeugt, können wir eine Kirche und eine Gesellschaft sein, die nicht trennt, sondern verbindet." Mit diesen Worten beendete Sarah Vecera, laut Presseerklärung des Landesverbandes Evangelische Frauen in Hessen und Nassau, ihre Entgegnung anlässlich der Preisverleihung am 2. September in der Evangelischen Hochschule Darmstadt.
Mehr als hundert Gäste seien anwesend gewesen, als die Theologin, Podcasterin und Bildungsreferentin den Katharina-Zell-Preis entgegennahm. "Kirche ist längst nicht so offen für alle gesellschaftlichen Gruppen, wie wir oft glauben. Wir brauchen Menschen, die uns den Spiegel vorhalten und uns bewusst machen, wo wir andere ausschließen, wo es uns an Sensibilität und Bewusstsein fehlt. Deshalb zeichnet der Landesverband Sarah Vecera für ihr Engagement zur Überwindung von Rassismus, Sexismus und Diskriminierung in Kirche aus", sagte Anja Schwier-Weinrich, Jurymitglied und geschäftsführende Pfarrerin im Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau.
Sie sei ein starkes Vorbild als Feministin und Ermutigerin auf dem langen Weg zu einer guten Welt und einer guten Kirche für alle, heißt es weiter in der Presseerklärung.
Für eine diverse bessere Welt
Sarah Vecera ist Bildungsreferentin der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) mit dem Schwerpunkt "Rassismus und Kirche". Auf ihrem Instagram-Profil @moyo.me nimmt sie Rassismus in den Blick – in der Gesellschaft und in der Kirche. Auch im Podcast "Stachel & Herz" spricht sie regelmäßig über Diskriminierung in der Kirche und träumt von einer für alle offenen Gemeinschaft. "Mit ihren Büchern ‚Wie ist Jesus weiß geworden?‘, ‚Gemeinsam anders‘ sowie als Ideengeberin für die ‚Alle-Kinder-Bibel‘ habe Sarah Vecera die Beteiligung aller und das Thema Diversität unumkehrbar auf die Agenda der Kirchen gebracht, so Schwier-Weinrich weiter. Sie und der Verband seien dankbar für das kritische Hinterfragen der oft festgefahrenen Wahrnehmung, es seien in unseren Gemeinden und Einrichtungen immer alle willkommen. Auch die Hinweise, wo Barrieren übersehen und Menschen durch Sprache, Räume und Verhalten ausgegrenzt würden, seien dankenswert.
"Sarah Vecera bringt eine Sprache über Themen in Räume, wo vorher ein Schweigen darüber bequem war", betonte Hadija Haruna-Oelker. Die in Frankfurt lebende Journalistin, Moderatorin und Autorin hielt die Laudatio anlässlich der Preisverleihung.
"Dass dieser Preis nach Katharina Zell benannt ist, berühre sie tief, sagte Sarah Vecera. "Eine Frau, die in einer Zeit, in der Frauen eigentlich keine Rolle spielen sollten, ihre Meinung kundtat – für die Menschen, für die Kirche, für die Gerechtigkeit. Sie war unbequem, sie wurde angefeindet – und genau darin lag ihre Kraft. Frauen haben in unserer Kirche immer Räume erkämpft und offengehalten. Sie haben gelernt, Bündnisse zu schließen, oft gegen Widerstände. Und sie wissen, dass es ohne einen intersektionalen Blick keinen echten Feminismus gibt. Denn es geht um die Befreiung aller: Unsere Kämpfe sind miteinander verwoben – gegen Rassismus, gegen Sexismus, gegen Klassismus, gegen alle Formen von Unterdrückung."
Über die VEM
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) ist eine internationale und gleichberechtigte Gemeinschaft mit 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien, sechs Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.
Mit Büros in Wuppertal (Deutschland), Indonesien und Tansania verfolgt die VEM ein ganzheitliches Missionsverständnis, das über die geistliche Verkündigung hinausgeht.
Im Zentrum steht das Engagement für notleidende und benachteiligte Menschen mit dem Ziel, ihre Lebensumstände zu verbessern, ihre Würde zu achten und ihren kulturellen Kontext wertzuschätzen.