Die Bundeshauptstadt hat seit Samstag offiziell eine Anton-Wilhelm-Amo-Straße, benannt nach dem ersten bekannten Philosophen afrikanischer Herkunft in Deutschland. Der neue Name ersetzt die alte Bezeichnung "Mohrenstraße", die laut den Befürwortern der Umbenennung von vielen Menschen als rassistisch und diskriminierend wahrgenommen wurde. Um den neuen Namen war bis zuletzt mit juristischen Mitteln gerungen worden. Erst das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg machte am späten Freitagabend den Weg für die Pläne des Bezirksamtes Mitte frei, die Straße am Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung umzubenennen.
Mehrere Hundert Menschen feierten am Samstagnachmittag die Umbenennung. Der neue Straßenname wurde bei einem Straßenfest am Hausvogteiplatz wiederholt mit großem Applaus bedacht. Redner verschiedener Initiativen betonten, dass die Umbenennung keine Formalität darstelle. Vielmehr sei diese Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels. Zu dem Straßenfest hatten zahlreiche Initiativen eingeladen, darunter Decolonize Berlin, der Afrika-Rat Berlin Brandenburg, der Verein Berlin Postkolonial und die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.
Erst am späten Freitagabend hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg endgültig grünes Licht für die Umbenennung am Samstag gegeben. Auf eine Beschwerde des Bezirksamts Mitte hin änderte das Oberverwaltungsgericht anderslautende Entscheidungen der Vorinstanz und lehnte gegen die Umbenennung gerichtete Eilanträge ab. (OVG 6 S 70/25, OVG 6 S 71/25, OVG 6 S 72/25)
Das Oberverwaltungsgericht betonte in seiner Entscheidung, dass bei der gebotenen Abwägung der Interessen zu berücksichtigen sei, dass ein Erfolg der Klagen unwahrscheinlich sei. Dies ergebe sich aus den vorangegangenen Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Berlin und des Oberverwaltungsgerichts. Hinzu komme, dass die Antragsteller nicht in ihren Grundrechten eingeschränkt würden. Die Beschlüsse sind unanfechtbar.
Zuvor hatte am Freitag das Berliner Verwaltungsgericht mit einem Eilbeschluss zunächst die für Samstag geplante offizielle Umbenennung gestoppt. Antragsteller war ein Anwohner. Dagegen legte das Bezirksamt Mitte dann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein.
Der neue Namensgeber der Straße, Anton Wilhelm Amo (1703- nach 1753), war der erste bekannte Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland. Er kam im Kindesalter nach Europa, lehrte später an den Universitäten Wittenberg, Halle und Jena, ehe er 1747 nach Afrika zurückkehrte. Er stammte von der afrikanischen Westküste und starb vermutlich im heutigen Ghana.
Die neuen Straßenschilder waren schon am Donnerstag neben die bisherigen montiert worden. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte bereits 2020 beschlossen, die "Mohrenstraße" umzubenennen. Zur Begründung wurde darauf verwiesen, dass der Begriff "Mohr" von vielen Menschen als rassistisch und diskriminierend wahrgenommen wird.