"Ich habe ein paar Filme gesehen und gedacht, wow, da hat er ganz schön was durcheinander gebracht", sagt der Kanadier dem Evangelischen Pressedienst am Donnerstag in Lübeck. Das Rollenbild, das der Schriftsteller Karl May (1842-1912) mit seinen Romanen um den Indianer Winnetou vermittelt habe, sei aber richtig.
"Die weißen Schurken greifen die Indianer an", erklärt Deers, der seit den 1970er Jahren immer wieder Deutschland bereist. Erstmals will er in diesem Jahr auch die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg besuchen, die vom 28. Juni bis 7. September das Stück "Halbblut" zeigen.
Deers arbeitet zurzeit in Lübeck an einem Kunstwerk, das Teil einer Ausstellung des Naturkundemuseums ist, die das klischeehafte Indianerbild der Deutschen hinterfragt. Unter dem Titel "Fantasie und Vielfalt. Nordamerika in der Sammlung Kulturen der Welt" werden im Museum für Natur und Umwelt bis zum 4. Januar 2026 rund 100 Exponate aus Kanada und den USA aus dem 18. bis 21. Jahrhundert gezeigt.
Draußen, im Dominnenhof, schafft Deers derweil die Skulptur aus den beiden Teilen eines insgesamt sieben Tonnen schweren Granitsteins. Auf die beiden Schnittflächen meißelt er ein "Seelenkanu" als Geschenk für die Stadt. Es symbolisiert den Kreislauf des Lebens. Wer in seinem Leben Gutes getan hat, darf bei seiner letzten Reise zu den bereits Verstorbenen ins Kanu steigen.
Das Wort "Indianer" zu verbieten ist falsch
Das Boot ist nach siebenwöchiger Arbeit bereits zu sehen, außerdem Geister in Tiergestalt. Unter den Kanu-Hälften schwimmen ein Stör und ein Pottwal. Immer wieder kommen neugierige Besuchende vorbei, sprechen Deers an und informieren sich über ihn und seine Kultur.
Deers bezeichnet sich selbst als Indianer und will die Deutschen auch dazu ermutigen. "Ich bin stolz darauf, dass die Deutschen für uns ein Wort erfunden haben", sagte er. Das Wort "Indianer" zu verbieten und Menschen wie ihn als Angehörige eines indigenen Volkes zu bezeichnen, sei falsch. "Ich finde, damit radiert man uns aus. Kein Mensch weiß dann mehr, wer wir sind", erklärt er.
David Seven Deers wurde 1957 in Vancouver, British Columbia, als Angehöriger der Halkomelem Salish First Nation geboren. 1978 kam er das erste Mal nach Deutschland und von da an immer wieder. Seit den 1980er Jahren ist er als Künstler, Ausstellungkurator und Kinderbuchautor bekannt. Seine Skulpturen, vornehmlich Totempfähle, sind an öffentlichen Orten in ganz Europa, im Westen der USA und in Kanada zu finden.