Der Teddy auf dem OP-Tisch

Kinder behandeln ein Kuscheltier in der "Teddyklinik"
indeon.de/Aaron Kniese
Bei der "Operation" dürfen die Kinder selbst mit Hand anlegen.
Keine Angst vor dem Arztbesuch
Der Teddy auf dem OP-Tisch
Medizinstudierende verarzten Kuscheltiere. Das soll Kindern die Angst vor dem Krankenhaus nehmen. Die Aktion läuft an vielen Orten, unter anderem im hessischen Darmstadt.

Fridolin liegt ganz still auf einem Operationstisch. Der Bauch des riesigen Teddybären ist geöffnet. Neben ihm liegen Pinzette, Schere und richtiges medizinisches Besteck bereit. Alles wirkt wie in einem echten Operationssaal. Nur stehen hier keinen Ärzt:innen, sondern Kindergartenkinder.

Sie sehen aus wie medizinisches Personal: Kittel. Mundschutz und eine Haarhaube. Sie wollen herausfinden, warum Fridolin so unglaubliche Bauchschmerzen hat. Medizinstudentin Bianca erklärt ganz genau, was zu tun ist.

Und alle helfen mit: Vorsichtig entnehmen sie die Plüsch-Organe des Bären heraus. Lunge, Nieren, Herz. Dann entfernen sie mit Pinzetten kleine Wattebäusche, die sie im Bauchraum finden. Diese "Entzündungen" verursachen die "heftigen Schmerzen".

Während der Operation (OP) lernen die Kinder, welche Organe es gibt und was sie im Körper tun. Nachdem Fridolins Bauchraum wieder sauber ist, müssen sie die Organe in der richtigen Reihenfolge wieder zurücklegen. Bevor Fridolin seinen Verband bekommt, schließen sie erst den Brustkorb und dann den Bauch.

Studierende begleiten die Kids

"Gut gemacht!", ruft Bianca den Kindern zu und verteilt High-Fives. Wenn die Kinder den OP-Raum verlassen haben, bekommt Fridolin seine Bauchschmerzen zurück. Dafür entfernen die Studierenden die Pflaster und Verbände vom Teddy, öffnen seinen Bauch und legen neue Wattebäusche hinein. Die nächste Gruppe wartet schon.

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Drei Tage lang begleiten Medizinstudierende im Praxisjahr im Klinikum Darmstadt die Kids durch Sprechstunde, OP und Röntgen. Ihr Ziel: Kindern zeigen, was in einer Klinik passiert, "damit sie in Zukunft keine Angst vor solchen Situationen haben müssen", sagt Bianca.

Was in der Sprechstunde passiert

Auch die Studis profitieren: Sie üben, wie sie mit Kindern bei Untersuchungen umgehen können. Die kleinen Patient:innen sollen schließlich medizinische Zusammenhänge gut verstehen und ihrem Gegenüber vertrauen. Deswegen spielen die Kinder mit ihren eigenen Kuscheltieren verschiedene Szenarien durch. Zum Beispiel gehen sie mit Teddy, Katze oder Dino zur Sprechstunde: Vorgespräch, Abhören, Abtasten, Impfung, Pflaster kleben - die Kinder schauen gespannt zu, was mit ihren Kuscheltieren passiert und helfen auch gerne selbst beim Spritzen oder Verbinden mit.

Noch rasch umziehen, ehe es in den OP geht.

Das Highlight im Teddykrankenhaus ist das Röntgen der Kuscheltiere. Die Studierenden schieben ausgeschnittene Papp-Knochen unter die Stofftiere, legen sie auf einen Drucker und erzeugen so ein "Röntgenbild".

Fasziniert vom Rettungswagen

"Oh nein, dein Dino hat ein gebrochenes Bein, das muss operiert werden", sagt Medizinstudent Paul zu einem Jungen. Der hat ein bisschen Angst um sein geliebtes Tier. Aber der Student kann ihm die nehmen. Deshalb gibt er seinen Triceratops auch bei einer Studentin ab. Er selbst darf nun den großen Teddy Fridolin operieren. Hinterher ist er erleichtert, dass es seinem Schmusepartner wieder gut geht.

Vor der Klinik stehen auch noch echte Rettungs- und Notarztwägen. "Wenn es einmal ganz schnell gehen muss, dann kommen wir", erzählt ein Sanitäter einer Kindergartengruppe. Die sind fasziniert – von der leuchtenden Kleidung, dem Blaulicht und der Ausstattung des Rettungswagens. Zwei Sanitäter*innen haben sich sogar Urlaub genommen, um mitzumachen.

Wenn die Kinder fertig sind, gibt's nicht nur ein Pflaster, sondern noch Gummibärchen, Taschentücher und Traubenzucker. So sollen alle schnell wieder auf den Beinen sind.

Organisiert wird das Projekt von Bettina Brandt. Sie koordiniert die Studierenden im Klinikum Darmstadt. Die Idee kam 2020 von den Studierenden selbst. Seitdem wächst die Aktion jedes Jahr: Damals kamen rund 300 Kinder, nur drei Jahre später waren es über 600. "Die Nachfrage war so groß", sagt Brandt, "wir mussten sogar Anfragen ablehnen". Aber sie ist sicher: Auch nächstes Jahr wird Fridolin wieder auf dem OP-Tisch liegen – bereit für neue kleine Helfer:innen.

evangelisch.de dankt indeon für die inhaltliche Kooperation.