Eines der großen Mankos sind die Sprachen, die im Studium erlernt werden müssen. Grundsätzlich müssen Latein, Hebräisch und Griechisch beherrscht werden. Dabei müssen immer mehr Studierende alle drei Sprachen an der Universität, also mit einem größeren Druck als in der Schule, lernen. Immer weniger kommen, zumindest mit einem Latinum an die Unis. Allein der Fakt, dass man drei Sprachen lernen muss, bevor es ans "Eingemachte" geht, schreckt viele ab, die dann das Studium gar nicht erst beginnen.
Viele, die es zumindest gewagt haben, sich auf das Studium einzulassen, brechen dann ab, wenn sie merken, wie viel Arbeit investiert werden muss, um in so kurzer Zeit die Sprachen zu lernen oder dann, wenn sie das erste Mal durch eine der Prüfungen gefallen sind.
Ich selbst bin durchaus ein Verfechter davon, dass wir die Sprachen lernen müssen. Ob es aber wirklich sein muss, dass wir zum Beispiel neben dem Koine-Griechisch des Neuen Testaments auch das Griechisch Platons lernen müssen, was deutlich komplizierter und für viele ein großes Hindernis ist, ist doch fragwürdig. Auch Latein halte ich für wichtig. Wer aber das Studium entsprechend gestaltet, kommt bis zum Examen, ohne jemals die geforderten Lateinkenntnisse zu brauchen. Unter diesen Umständen wird es immer schwieriger, den Sinn hinter diesem großen Teil des Studiums zu erklären.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die generelle Struktur des Studiums. Das Theologiestudium ist nach wie vor ein Examensstudiengang. Für diejenigen, die auf jeden Fall ins Pfarramt wollen, ist das kein wirkliches Problem. Alle, die aber vielleicht nicht hundertprozentig sicher sind, werden feststellen, dass es auch für sie keine andere Wahl gibt, als bis zum Ende dabeizubleiben. Deshalb gibt es immer mal wieder Initiativen, die das Theologiestudium auch in das Bachelor/Master-System der Bologna-Reform überführen wollen.
So wie Kirche zurzeit funktioniert, ist es fraglich, was man mit einem Bachelor in Theologie anfangen kann. Allerdings könnte es eine Möglichkeit sein, dass alle, die theologisch/diakonisch tätig werden wollen, einen gleichen (oder zumindest ähnlichen) Bachelor-Studiengang absolvieren, an den sich dann, je nachdem, ob man als Diakon, Gemeindepädagoge oder Pastor arbeiten möchte, ein anderer Master anschließt.
Auch das kirchliche Examen oder die Diplomprüfung wird immer wieder kritisiert. Auf diesen einen Punkt steuert das ganze Studium zu. Alle Leistungen, die bis dahin, normalerweise innerhalb von 12 Semestern, erbracht wurden, verlieren angesichts dieser Prüfung beinahe jegliche Bedeutung. Auch die bisherigen Noten spielen keine Rolle mehr. Wichtig ist nur, dass man es bis zu diesem Punkt geschafft hat. Das übt auf viele Studierenden einen so großen Druck aus, dass auch eine erhebliche Zahl erst kurz vor dem Abschluss das Studium abbricht.
Angesichts all dieser Hürden ist es kein Wunder, dass die Zahl der Theologiestudierenden immer weiter zurückgeht. Vor den Predigerseminaren und Landeskirchenämtern der Landeskirchen liegt also eine sehr große Aufgabe. Sie müssen ein Studium gestalten, das auf akademisch höchstem Niveau die Lebensrealität der zukünftigen Pastorinnen und Pastoren und ihrer Gemeinden abbildet. Die Kirche ist also mal wieder auf der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau.