Heinrich: Wehrpflichtdebatte greift zu kurz

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD
epd-bild/Jens Schulze
Heinrich ist gegen eine Wehrpflicht. Junge Leute sollten in Fragen ihre Zukunft betreffend einbezogen werden, wo immer das möglich sei.
Präsestour 2025
Heinrich: Wehrpflichtdebatte greift zu kurz
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hält die Debatte um die Wiedereinführung einer Wehrpflicht für junge Erwachsene in Deutschland für zu kurz gegriffen.

"Sicherheit ist ein sehr hohes Gut. Aber es ist zu kurz gedacht, Sicherheit nur auf das Militärische zu verengen und dabei außer Acht zu lassen, dass auch Aspekte wie eine medizinische Infrastruktur und die Förderung des sozialen Zusammenhalts dem Frieden dienen", sagt die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, am Rande eines Besuchs am Bundeswehrstützpunkt Altenstadt in Oberbayern.

Das Bundesverteidigungsministerium hatte in dieser Woche einen Referentenentwurf zum sogenannten "Neuen Wehrdienst" veröffentlicht. Dieser soll den freiwilligen Wehrdienst unter anderem durch höhere Lohnzahlungen attraktiver gestalten, sieht aber zudem eine Wehrpflicht-Option sowie ab 2028 eine verpflichtende Musterung junger Männer vor.

Heinrich begrüßte, dass die Bundesregierung vorerst weiter auf Freiwilligkeit setzen will. "Der Wert von Freiwilligkeit bei Aufgaben für das Gemeinwesen ist nicht zu unterschätzen", sagt sie und wünscht sich zudem, dass in der politischen Auseinandersetzung über die Frage einer Wehr- oder Dienstpflicht mehr Raum für die Perspektiven junger Menschen geschaffen werde. Junge Leute sollten in Fragen ihre Zukunft betreffend einbezogen werden, wo immer das möglich sei.

Die EKD-Präses hatte am Donnerstag ihre vierte "Präsestour" mit einem Besuch in Altenstadt begonnen. Während ihrer diesjährigen Sommerreise befasst sich Heinrich mit den Folgen, die eine wachsende Kriegsgefahr in Europa für junge Menschen hat. In Altenstadt besuchte die 29-Jährige junge Rekrutinnen und Rekruten. Bis zum Herbst wird Präses Anna-Nicole Heinrich unterwegs sein und sich auch mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen austauschen, die sich an unterschiedlicher Stelle für den Erhalt des Friedens und die Bewältigung von Kriegsfolgen einsetzen.