Thomas Manns starke Stimme für Demokratie

Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann, etwa Jahr 1946, trägt einen Hut, während er neben seiner Tochter Elisabeth Mann in einem Garten in Los Angeles steht
ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv/dpa
Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann trat immer für die Demokratie ein.
Zum 150. Geburtstag
Thomas Manns starke Stimme für Demokratie
Mit seinem politischen Engagement ist der Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955) nach Ansicht der Leiterin des Lübecker Buddenbrookhauses, Caren Heuer, noch heute ein Vorbild.

"In seinen Radioansprachen, die er im amerikanischen Exil an das deutsche Volk in der NS-Zeit richtete, forderte er die Deutschen immer wieder dazu auf, sich zur Demokratie zu bekennen", sagt die Leiterin des Lübecker Buddenbrookhauses, Caren Heuer, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum 150. Geburtstag von Thomas Mann am 6. Juni.

Der Schriftsteller, der für seinen Roman "Buddenbrooks" den Literatur-Nobelpreis erhielt, habe sich im Laufe seines Lebens vom reaktionären Traditionalisten zur starken Stimme der Demokratie gewandelt. Bis kurz vor seinem Tod am 12. August 1955 verurteilte er in öffentlichen Reden in Weimar und Frankfurt am Main die Teilung Deutschlands.

"Thomas Mann hielt nicht an der Vergangenheit fest, sondern änderte seine politische Meinung, wenn es das Zeitgeschehen erforderte. Dabei folgte er keinen Trends, sondern machte sich sein eigenes Bild. Das macht ihn noch heute aktuell", erklärt Heuer. So sei Thomas Mann ein kultureller Vermittler gewesen, der vom rechten bis zum linken Spektrum viele Menschen erreicht habe.

Die Demokratie als Staatsform wird Heuer zufolge in der Öffentlichkeit oft als Problem oder Herausforderung dargestellt.

"Starke Stimmen wie ihn, Günter Grass und Helmut Schmidt vermisse ich heute. Wir brauchen in der demokratischen Gesellschaft Menschen, die uns die moralischen Leitplanken vorgeben", findet die Wissenschaftlerin. Gerade jetzt, wo auch die Kirchen an Bedeutung verlören und drohten, als Bindeglied in der Gesellschaft verloren zu gehen, stelle sich die Frage: "Wer tritt in diese Leerstelle?"

Die Demokratie als Staatsform wird Heuer zufolge in der Öffentlichkeit oft als Problem oder Herausforderung dargestellt. Dabei "ist sie die einzige humanitäre Antwort auf unsere Zeit". Thomas Mann habe das gewusst. Zugleich habe er immer wieder betont, dass der demokratische Staat Verantwortung für jeden einzelnen bedeute: "Es ist an uns, das Beste draus zu machen", sagt Heuer.