Der Leiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl, hätte sich einen radikalen Reformer als Papst gewünscht. "Eine richtige Bewegung in die Kirche hineinbringen, das kann nur ein Wahnsinniger. Einer vielleicht wie Jesus, dem alles wurscht ist, der sich ans Kreuz nageln lassen würde für seine Überzeugung", sagte Stückl der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag).
Der am 8. Mai zum Papst gewählte Robert Prevost indes sei ein Mann des Kompromisses. "Und das ist leider nicht das, was die Kirche bräuchte", sagte der 63-jährige Stückl.
"Prevost ist ein netter Herr, aber bislang ein großes Rätsel für mich. Einerseits sagt er, er wolle den Weg von Franziskus weitergehen, andererseits lässt er Signale verlauten, dass es kein Umdenken in der Frauenfrage geben wird", sagte der Theaterregisseur. Es bleibe bei kleinen Schritten, Richtung mehr Synodalität, den Frauen entgegen. "Aber es ist jetzt schon klar, dass zumindest das Frauenpriestertum und die Abschaffung des Zölibats mit dem Papst nicht zu haben sind", äußerte sich Stückl überzeugt.
Die Kirche habe verlernt, ihre Botschaft in eine Sprache zu bringen, die die Menschen verstehen. Sie habe den Draht zu den Menschen verloren. Weil immer weniger Menschen etwas mit dem Glauben anfangen könnten, werde auch das Interesse an den Oberammergauer Passionsspielen zurückgehen. "Wir werden 2030 nicht mehr 100 Vorstellungen mit je 5.000 Zuschauern vollkriegen, da bin ich leider sicher", sagte Stückl, der 1990 erstmals Regie bei den Festspielen führte, die alle zehn Jahre stattfinden.