Alpakas besuchen Diakonie-Bewohner

Zwei Frauen streicheln Alpakas
epd-bild/Dieter Sell
Martina Osmers (re.) besucht mit ihren Alpakas die Pflegeeinrichtung "Haus Emmaus".
Kuscheln mit Alpakas
Alpakas besuchen Diakonie-Bewohner
Tierbesuche in Pflegeheimen haben viele positive Effekte. Insbesondere wenn Alpakas zu Besuch sind, fliegen den Tieren in kürzester Zeit die Herzen der Bewohnerinnen und Bewohner zu - wie jetzt in der Bremer Pflegeeinrichtung "Haus Emmaus".

Tiefdunkle große Augen, lange Wimpern und Sturmfrisur: Gäste wie Elvis und Bisturi hat das diakonische "Emmaus"-Pflegeheim im Bremer Westen noch nicht gesehen. Die Alpaka-Hengste, beide acht Jahre alt, sind mit ihrer Halterin Martina Osmers zu einem Nachmittagsbesuch in die Einrichtung gekommen. Auf dem Grün vor der Veranda im Garten nehmen sie erstmal einen Gras-Imbiss, dann nähern sie sich langsam den Bewohnerinnen und Bewohnern, die begeistert auf die beiden "Boys" schauen, wie Osmers ihre Schützlinge liebevoll nennt. Überall hellen sich die Gesichter auf. "Oh wie süß" und "sind die knuffig" ist zu hören.

Bevor es mit dem Kontakt aber so richtig losgeht, gibt Martina Osmers, Inhaberin eines Alpaka-Hofes in Oyten bei Bremen, noch ein paar Regieanweisungen. "Bitte nicht den Kopf streicheln, das mögen Elvis und Bisturi nicht", sagt sie. Der Griff würde das Tier stressen, da es seinen empfindlichen Nasenrücken in Gefahr sieht. "Besser am Hals und auf dem Rücken", rät die Züchterin, die eine Herde von 24 Alpakas hält. Mit Bisturi, einer silbergrauen Schönheit, und Elvis, sattbraunes Fell und kräftiger Körperbau, besucht sie öfter Pflegeeinrichtungen zu Alpaka-Kuschelrunden.

Doch zunächst gilt es, die Nervosität zu überwinden, die anfangs auf beiden Seiten in der Luft liegt. Das gelingt am besten mit gepressten Heu-Pellets. Leckerlis, die auf die beiden befreundeten Hengste - best Buddies, wie Osmers sagt - eine magische Anziehungskraft ausüben. "Es ist wichtig, dass sich die Tiere nicht bedrängt fühlen", betont die Alpaka-Expertin, die seit mehr als zehn Jahren die kleinen Andenkamele züchtet.

Langsam gewöhnt man sich aneinander. Grietje de Buhr, die den Besuch angeregt hat, gehört zu denjenigen, die zuerst Kontakt aufnehmen. "Das Fell ist seidenweich, das ist so schön", schwärmt die 80-Jährige, die Alpakas schon aus ihrer ostfriesischen Heimat kennt und die Paarhufer zu ihren absoluten Lieblingstieren zählt.

Tiere wirken gegen Depressionen und Bluthochdruck

Einrichtungsleiter Matthias van der Wall betont derweil, der Besuch sei mehr als Streicheln und Kuscheln. "Natürlich sind die Reaktionen unterschiedlich", räumt er ein. "Aber viele Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich. Und generell reduzieren Tiere Stress, wirken gegen Depressionen und Bluthochdruck. Vielen geht das Herz auf, biografisch werden Erinnerungen an eigene Haustiere wach."
Was Matthias van der Wall beschreibt, wird ganz allgemein in der tiergestützten Therapie beobachtet.

"Beim Kontakt schüttet das Gehirn das Bindungshormon Oxytocin aus", erläutert Christopher Ott. Er arbeitet im Schwarzwald mit Therapiehunden und Eseln und bildet in diesem Bereich Fachkräfte aus. "Tiere und fachlich hinterlegte tiergestützte Interventionen können Welten öffnen. Der innige Kontakt macht was mit uns", sagt er. Da entstehe "ein Wohlfühleffekt", der sogar dazu führen könne, dass weniger Medikamente eingesetzt werden müssten. Und natürlich sei die Begegnung mit einem Tier eine Unterbrechung des Alltags.

Viele Ehrenamtliche aus dem Haus Emmaus helfen an diesem Nachmittag, damit auch weniger mobile Bewohnerinnen und Bewohner auf die Terrasse kommen können, um die Tiere zu sehen und zu streicheln. "Das ist ein Highlight", freut sich Grietje de Buhr über den Besuch.

Martina Osmers ergänzt: "Alpakas haben durch ihre friedliche und doch neugierige Art eine beruhigende, fast schon therapeutische Wirkung auf uns Menschen. Nicht ohne Grund nennt man sie auch die 'Delfine der Weide'. Sie strahlen ganz viel Ruhe aus, bewegen sich langsam, sind nicht hektisch. Das färbt auf den Menschen ab." Und für Matthias van der Wall ist klar, dass die Aktion, finanziert aus Kollekten der Bremischen Evangelischen Kirche, einen nachhaltigen Effekt hat: "Der Besuch der Alpakas wird bei uns noch über Wochen ein Thema bleiben."