Erstes kirchliches Bestattungsinstitut geplant

Frau trauert am Sarg in Kirche
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Die evangelischen Seelsorgerinnen der Heidelberger Kirche wollen die alte Tradition der Aussegnung des Verstorbenen auf dem letzten Weg aus dem vertrauten Zuhause wieder neu für die Menschen anbieten.
Heidelberger Kirche geht voran
Erstes kirchliches Bestattungsinstitut geplant
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist die Trauer groß. Für die Hinterbliebenen gibt es viel zu organisieren. Dabei helfen Bestatterinnen und Bestatter. In Heidelberg soll jetzt das bundesweit erste kirchliche Bestattungsinstitut gegründet werden.

Abschiednehmen, Sterben und Tod: Wenn ein Mensch stirbt, müssen die Angehörigen trotz ihrer Trauer viel organisieren. Dabei helfen Bestattungsunternehmen. Sie kümmern sich um die Überführung des Verstorbenen, die Bestattung in Sarg oder Urne, die Trauerfeier und Formalitäten mit Ärzten und Behörden. Pfarrerin oder Pfarrer werden normalerweise erst zur Vorbereitung der Trauerfeier dazu gerufen.

Das will die Evangelische Kirche in Heidelberg ändern und das erste kirchliche Bestattungsinstitut in Deutschland gründen. Damit soll die kirchliche Kernkompetenz, Menschen trauersensibel zu begleiten, gestärkt werden, sagte Schuldekanin Beate Großklaus dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die evangelische Pfarrerin ist im Beirat und Teil des Gründungsteams.

Die Idee dazu hatte sie während der Corona-Pandemie gemeinsam mit ihrer Kollegin, Pfarrerin Tanja Dittmar. Viele seien damals einsam verstorben. Trauerfeiern durften nur ganz kurz sein. Die evangelischen Seelsorgerinnen wollten die alte Tradition der Aussegnung des Verstorbenen auf dem letzten Weg aus dem vertrauten Zuhause wieder neu für die Menschen anbieten. Die ortsansässigen Bestattungsunternehmen hätten dazu aber keine Nachfragen gehabt. Denn "viele Menschen wissen nicht, dass man auch Menschen, die etwa im Krankenhaus versterben, für die Abschiednahme nochmal nach Hause holen darf", erläutert die Theologin. Das soll sich jetzt ändern - zumindest in Heidelberg.

Nach ihrer Beobachtung finden bei Beerdigungen die "intensivsten und ehrlichsten Begegnungen mit anderen Menschen" statt. Gerade bei Trauerfeiern, einer zentralen Kasualie, werde Kirche als relevant erlebt. Wichtig sei es dabei, den trauernden Angehörigen wieder mehr Kompetenzen zu geben.

Offen über den Tod sprechen

Im Juni soll eine gemeinnützige GmbH gegründet werden, deren einzige Gesellschafterin die Evangelische Kirche in Heidelberg sein wird. Mit dem Bestattungsinstitut will die Kirche innovative Seelsorge mit einem Bildungsauftrag vereinen. In der Gesellschaft sollten Themen wie Sterben, Tod und Bestattung nicht länger tabuisiert, sondern offen besprochen werden. Solche Angebote gebe es in Schweden bereits seit 20 Jahren, so Großklaus.
Gleichzeitig könnten so neue Einnahmen für kirchliche Aufgaben erzielt werden. Dabei gehe es nicht darum, mit dem Tod Geschäfte zu machen, betonte Großklaus. Sie verglich dies mit anderen kirchlichen Einrichtungen wie Sozialstationen oder Altenheimen.

Damit die Gleichrangigkeit mit anderen Bestattern gewahrt bleibe, würden marktübliche Preise verlangt. "Selbstverständlich arbeiten alle Pfarrerinnen und Pfarrer wie bislang weiter mit anderen Bestattern zusammenarbeiten", betonte Großklaus. Vier Jahre lang haben die vier Initiatorinnen ihr Vorhaben geplant und theologisch sowie rechtlich prüfen lassen.

Das Team habe mit "beeindruckender Vorarbeit und starker Fachkompetenz eine wegweisende Innovation für die Evangelische Kirche geschaffen", sagte Anton Baranowski, Leiter der Innovationsförderung in der Evangelischen Landeskirche in Baden. Durch Bildungs- und Aufklärungsarbeit stärke es eine sensible Trauerkultur. Die Landeskirche unterstützt das Vorhaben, das eine Anschubfinanzierung von 480.000 Euro benötigt, mit 100.000 Euro. Weitere 25.000 Euro kommen vom Kirchenbezirk Heidelberg. Der Rest soll durch Kredite finanziert werden.