Bei seinem ersten Jahresempfang als Landesbischof am Mittwochabend in der Evangelischen Akademie im Schloss Tutzing betonte er, dass die jüngsten Angriffe auf Politiker zeigten, dass das gesellschaftliche Klima rauer geworden sei. Diese Übergriffe dürften nicht dazu führen, dass sich weniger Menschen für die Wahl aufstellen, so Kopp. Es sei Aufgabe aller, dass Europa stabil bleibe und gestärkt werde.
Vor einer Verhärtung der Gesellschaft warnte die Schriftstellerin Nora Bossong. "Unsere Gesellschaft leidet unter einer Begegnungskrise", sagte sie beim Podiumsgespräch mit dem Bischof. Es bildeten sich immer kleinere Gruppen, die immer weniger zusammen fänden. Solidarität, Gemeinschaft und Verständigung gingen zusehends verloren. Bossong wurde als Autorin mit ihren Romanen "36,9 °" und "Schutzzone" bekannt. Sie erhielt unter anderem den Thomas-Mann-Preis, ist Mitinitiatorin des Vereins Arbeit an Europa und engagiert sich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.
Der Sicherheitsexperte Peter R. Neumann erklärte, dass die Gesellschaft akzeptieren müsse, dass es immer Konflikte gebe und diese gemanagt werden müssten. Rechtsextremistische Parteien hätten in der Geschichte immer dann Erfolg gehabt, wenn die Verunsicherung unter den Menschen groß sei, so der Politikwissenschaftler, der am Kings College in London zu internationalem Terrorismus, Islamismus und Rechtsextremismus forscht. Doch diese "Logik der Angst" sei eine alte Erzählung, die es zu durchbrechen gelte.
Die Demokratie habe im Vergleich zu anderen Herrschaftssystemen eine besondere Stellung. "Demokratien sind kritikfähig und haben dies auch in ihr System eingebaut. Sie sind offen für Fehler und können diese korrigieren. Das macht Demokratie so stark", sagte Neumann. Demokratie könne sich wandeln - und sich trotzdem treu bleiben.
Landesbischof Kopp plädierte dafür, mehr über Verunsicherung und Ängste zu sprechen. "Wir müssen wieder ins Reden kommen", forderte Kopp. Die Kirchen hätten die große Stärke, einen Ort bieten zu können, der Sinn, Ruhe, Demut und Richtung gebe im Leben.
Akademiedirektor Udo Hahn erinnerte in seinem Grußwort an die historische Bedeutung der insgesamt 16 evangelischen Akademien in Deutschland. Sie seien nicht nur Impulsgeber für Politik und Gesellschaft, sondern sorgten auch für die Vernetzung von Kirche mit der Zivilgesellschaft.