Knobloch: Beschneidungsdebatte hat geschadet

Knobloch: Beschneidungsdebatte hat geschadet
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, sieht durch die Debatte über die rituelle Beschneidung das deutsch-jüdische Verhältnis belastet. "Es hat mich zutiefst verletzt und getroffen, dass uns vorgehalten wurde, wir würden unsere Kinder quälen, missbrauchen oder gar ermorden", sagte Knobloch in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienstes (epd) in München. Sie habe sich niemals vorstellen können, dass in Deutschland solch eine Debatte über ein jüdisches Religionsgesetz aufkommen kann.
26.10.2012
epd
Achim Schmid und Christiane Ried

Wenige Tage vor ihrem 80. Geburtstag am Montag (29. Oktober) sagte Knoblich, sie lebe gerne in München und fühle sich gut. Sie sei froh, dass sie nach 1945 trotz der Verfolgung durch das NS-Regime mit ihrem Ehemann nicht wie geplant in die USA ausgewandert ist und auf diese Weise das jüdische Leben in Deutschland mitgestalten konnte.

Als "großartigstes Ereignis" bezeichnete Knobloch den 2006 fertiggestellen Bau des neuen jüdischen Zentrums in München. Die jüdische Gesellschaft in München habe wieder ein Zuhause im Herzen der Stadt gebraucht - "ein Zuhause, wo man Gäste empfangen kann, wo man sich präsentieren und darstellen kann und wo man wieder anknüpfen kann an die Zeit vor 1933", sagte Knobloch, die seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist. Damit "haben wir die Hinterhofatmosphäre verlassen".

In Sachen Emanzipation sieht sich Knobloch, dreifache Mutter und Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, nicht als Vorreiterin. Sie könne Frauen nur bestärken, ihre Talente und Fähigkeiten in allen gesellschaftlichen Bereichen zu beweisen. "Sie sollen in den Vordergrund treten können. Aber es gibt auch Berufe, die absolute Männerdomänen sind." Dazu zähle sie etwa das Amt des Rabbiners, auch wenn sie vor Frauen in dieser Position großen Respekt habe.