TV-Tipp: "Wenn Papa auf der Matte steht"

© Getty Images/iStockphoto/vicnt
12. Januar, ARD, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Wenn Papa auf der Matte steht"
Der Eindruck mag täuschen, und selbstredend finden sich Gegenbeispiele, aber wenn Filme und Serien Geschichten über Väter und Töchter erzählen, handelt es sich meist um Komödien. Mütter und Töchter: Das ist eher Drama. Ob das im wahren Leben auch so ist, sei dahingestellt, aber Beziehungen zwischen Vätern und Töchtern sind auf jeden Fall besonders. Und weil das so ist, erzählt zum Beispiel das Kinolustspiel "Es ist zu deinem Besten" (2020) von drei Vätern, die ihre designierten Schwiegersöhne vergraulen wollen.

In dem ARD-Freitagsfilm mit dem inhaltlich zwar korrekten, aber nicht gerade Niveau signalisierenden Titel "Wenn Papa auf der Matte steht" geht es ebenfalls um drei Männer: Weil Witwer Danyal (Tim Seyfi) schon seit Wochen nichts mehr von seiner Tochter gehört hat, beschließen seine beiden Freunde Marcus (Marcus Mittermeier) und Tobias (Dirk Borchardt), deren Töchter ebenfalls in Berlin wohnen, spontan einen Ausflug zu dritt in die Hauptstadt. Da niemand öffnet, klettert Danyal kurzerhand über den Balkon in die Wohnung.

Darüber ist Jila (Aylin Öcal) ebenso wenig erfreut wie über seine ständigen Anrufe, und überhaupt hat sie es satt, permanent kontrolliert zu werden. Dabei könnte sie väterlichen Trost aktuell ganz gut brauchen: Sie hat sich von ihrem Freund getrennt. Eine gute Nachricht, findet der Vater, der ohnehin der Meinung war, der Typ sei nicht gut genug für die Ärztin; aber das galt bislang für alle Kerle in ihrem Leben.

Ähnlich unersprießlich verlaufen die Überraschungsbesuche der beiden anderen: Marcus erfährt, dass Tochter Hanna (Zoë Valks) seit vier Wochen mit einem Eritreer verheiratet ist, wobei ihn vor allem empört, dass seine Frau eingeweiht war und er nicht. Immerhin kann er sich nützlich machen: Als Richter kennt er Mittel und Wege, um die quälend lange Prozedur einer Arbeitserlaubnis für Yoel (Elvis Clausen) zu beschleunigen. Allerdings steht nach dem Vater kurz drauf auch die Ausländerbehörde auf Hannas Matte: Verdacht auf Scheinehe.

Tobias wird ebenfalls mit Schein und Sein konfrontiert: Der verhinderte Rockstar ist überzeugt, dass in seiner Tochter Tilda (Lara Mandoki) ein großes Schauspieltalent schlummert, aber väterlicher Glaube allein hat noch niemandem zur Karriere verholfen; außerdem hat Tilda schon immer davon geträumt, Busfahrerin zu werden. 

Natürlich geht es wenig überraschend letztlich darum, dass die drei Männer lernen müssen, einen Mittelweg zu finden: Während Danyals Verhalten aus Jilas Sicht Züge von Stalking trägt, hat Marcus im Grunde keine Ahnung von Hannas Leben. Die Tochter wirft ihm zudem vor, Gesetze und Regeln seien ihm schon immer wichtiger gewesen als Menschen. Zu allem Überfluss verhält er sich zumindest in Ansätzen wie ein Rassist.

Trotzdem hat Birgit Maiwald, die zuletzt an so unterschiedlichen Projekten wie dem sehenswerten Sonntagszweiteiler "Mit Herz und Holly" und der Krimireihe "Laim" (beide ZDF) beteiligt war, mit Geschick vermieden, einen Lehrfilm aus dem Stoff zu machen: "Wenn Papa auf der Matte steht" bleibt in erster Linie Komödie, selbst wenn der Lernprozess für die Väter zum Teil schmerzhaft ist.

Gerade die Wechselbäder, denen sie ausgesetzt sind, sorgen für viel Abwechslung: Erst erfüllt sich für einen der drei der typische Traum eines Mittfünfzigers, dann muss er mit den Konsequenzen leben. Tomy Wigand, 2003 für "Das fliegende Klassenzimmer" mit dem Deutschen Filmpreis geehrt, ist bei dem als "Verfolgungsjagd" im Hotelzimmer umgesetzten witzigen Handgemenge zwar ein Anschlussfehler unterlaufen – einer der Beteiligten trägt plötzlich eine andersfarbige Unterhose –, aber prompt wechselt der Film sein Vorzeichen und wird unvermittelt zur Beinahe-Tragödie. 

Sicherlich ließe sich das "Type-Casting" des Kern-Ensembles kritisieren, zumal Dirk Borchardt nicht zuletzt dank der ZDF-Reihe "Nächste Ausfahrt Glück" in Rollen wie diesen zumindest dem Gefühl nach mittlerweile ähnlich oft zu sehen ist wie früher als Schurke, aber Spaß macht das Sextett trotzdem. In einer der schönsten Szenen stehen Tobias und Tilda gemeinsam auf der Bühne und singen eine eigens komponierte Popballade, die die Botschaft des Films auf den Punkt bringt: "Du hast gesagt, wenn ich fliegen will, muss ich fallen lernen"; und das geht nur, wenn der andere loslässt. Der Rest ist eine vergnügliche Mischung aus Slapstick, flotter Musik, witzigen Running Gags, ausgefallenen Kameraeinfällen, Berliner "Charme" und Sehenswürdigkeiten. Anders formuliert: rundum gute Laune.