Christliche Stimmen zu "AFD-Geheimtreffen"

AfD Fahnen
© Daniel Karmann/dpa
Evangelisch.de hat kirchliche Stimmen von Christen und Christinnen aus den sozialen Kanälen zusammengetragen, die sich zu dem von "Correctiv" aufgedeckten "Geheimtreffen" von AfD-Politiker:innen, Neonazis und Unternehmer:innenn äußern.
Nach Investigativ-Bericht
Christliche Stimmen zu "AFD-Geheimtreffen"
Zum Bericht von "Correctiv" über ein Treffen von AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern, bei dem es um Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland gegangen sein soll, nehmen Christ:innen und Kirchenvertreter:innen Stellung.

Am Mittwoch hatte das Recherchenetzwerk Correctiv einen Bericht über ein Treffen von hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern veröffentlicht, bei dem Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sein sollen. Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat die AfD in einem am Donnerstag auf Facebook und Instagram veröffentlichten Video scharf kritisiert. Die AfD stehe für eine Grundhaltung, die dem christlichen Glauben zutiefst widerspricht, sagte er. Die Partei sei rassistisch und frauenfeindlich, sie höhle die Menschenrechte aus und nivelliere die Verbrechen der NS-Zeit.

Auch Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD, hat sich auf Threads geäußert: "Der Correctiv-Bericht über das Treffen hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und Unternehmer macht mich fassungslos und wütend. Wenn Extremisten in Hinterzimmern Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen schmieden, wird deutlich, dass unsere Demokratie Feinde hat. Wir sind gefordert, für unsere Demokratie einzustehen und entschlossener für eine offene, tolerante Gesellschaft einzutreten. Extremistische, rassistische, und völkisch-nationalistische Einstellungen schlagen Gott ins Gesicht. Sie lassen sich mit christlicher Grundüberzeugung nicht vereinbaren."

Zahlreiche weitere bekannte Christen und Christinnen äußerten sich entsetzt auf den sozialen Kanälen zu den erschreckenden Recherche-Ergebnissen:

Pfarrer Quinton Ceasar aus Wiesmoor sagt: "This isn’t german history, this is german Alltag und ich frage mich wie – realistischer ist wahrscheinlich, ob – wir als "Volkskirche" drauf reagieren werden?"

evangelisch.de-Kolumnistin Beatrice von Weizsäcker postet: "Sage niemand er sei nicht gewarnt."

Sarika Feriduni als Stimme vom Yeet-Netzwerk: "Wir sind schockiert und ich persönlich muss sagen mir ist einfach nur schlecht, wenn ich lese, was diese Menschen bei diesem Treffen besprochen haben. Wir haben Angst, wie viele glaube ich. Wir haben Angst um Familie und Freunde und Menschen aus unserem Netzwerk. Wir haben Angst um alle Menschen, die diese Pläne betreffen und die jetzt auch Angst haben, hier in Deutschland zu leben. Viele Menschen haben gerade auf Social Media schon lange darauf hingewiesen, dass solche Gefahren bestehen und dass sie Notfallkoffer haben."

Theologin Sarah Vecera: "Die Wortneuschöpfung 'Re-Migration' solle uns alle aufschreien lassen! Wir müssen doch als Institution Kirche aktiv etwas dagegen tun und strategisch und strukturell dem allen etwas entgegensetzen. Wir bezeichnen und als "Volkskirche" und orientieren und an Jesus Christus, der selbst flüchten musste und immer an der Seite derer stand, die unterdrückt wurden! Schweigen reicht nicht mehr in diesen Zeiten!"

Bloggerin Daniela Marlin Jakobi: Sehr viele Christ:innen wählen AfD aus Überzeugung. In meinem alten Umfeld war die AfD bei der letzten Bundestagswahl sogar die meist favorisierte Partei unter jungen Menschen. So. Schrecklich. Traurig. Leute das ist eine reale Gefahr. Das ist kein Spaß mehr. Vor allem rechten Personen Bühne bieten, verschlimmert die Situation.

Theologe Peer Asmussen: "An der AfD ist Nichts christlich. Im Gegenteil, ihre Ideologie widerspricht im Kern dem Evangelium, denn diese Ideologie bedeutet für Millionen Menschen Unterdrückung, Vertreibung und Diskriminierung. Das kann keine gute Botschaft sein. Wer AfD wählt ist kein:e Christ:in. Kirchen sollten sich hier klar machen." 

Markus Bechtold, Portalleiter evangelisch.de:
"Das aufgedeckte Vorhaben ist menschenverachtend. Die Ergebnisse der Arbeit der Journalist:innen der Rechercheplattform Correctiv zeigen auf das Deutlichste, wie wichtig und notwendig freier und unabhängiger Journalismus für das Funktionieren einer Demokratie und für die Meinungsbildung ist – und zwar Tag für Tag. Wir müssen wachsam bleiben, um unser Miteinander zu schützen."