Ofarim-Prozess endet mit Geständnis

Gil Ofarim
© epd-bild/Rico Thumse
Der Sänger Gil Ofarim gestand, sich die antisemitischen Äußerungen ausgedacht zu haben. Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte das Verhalten des jüdischen Musikers.
"Die Vorwürfe treffen zu"
Ofarim-Prozess endet mit Geständnis
Das Strafverfahren gegen Gil Ofarim ist am Dienstag vor dem Landgericht Leipzig gegen die Auflage einer Zahlung von 10.000 Euro vorläufig eingestellt worden. Zuvor hatte der jüdische Sänger gestanden.

Der Sänger Gil Ofarim hat die gegen ihn erhobenen Verleumdungsvorwürfe eingeräumt. Er legte am Dienstagvormittag vor dem Landgericht Leipzig ein Geständnis ab. Das Verfahren wurde daraufhin gegen die Auflage einer Zahlung von 10.000 Euro eingestellt (6 KLs 607 Js 56884/21).

"Die Vorwürfe treffen zu", sagte Ofarim am sechsten Prozesstag. Es tue ihm sehr leid. Er entschuldigte sich bei dem Hotelmanager W. wegen der Antisemitismusvorwürfe. Der Hotelmitarbeiter, der in dem Verfahren als Nebenkläger aufgetreten war, nahm die Entschuldigung an.

Der Sänger hat nach Ansicht der sechsten Strafkammer des Landgerichts Leipzig mit seiner kurzen Erklärung den Sachverhalt so eingeräumt, wie die Staatsanwaltschaft ihn angeklagt hatte. Der Vorsitzende Richter Andreas Stadler betonte: "Allen Mutmaßungen ist nun der Boden entzogen."

Zentralrat der Juden verurteilt das Verhalten

Politik und Gesellschaft reagierten auf den Fall mit Unverständnis und Kritik. Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte das Verhalten des jüdischen Musikers am Dienstag in Berlin. Ein Antisemitismusvorwurf dürfe niemals grundlos erhoben werden: "Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen."

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte Ofarim am Dienstag in Berlin: Der Sänger habe dem Hotelmitarbeiter zu Unrecht Judenfeindlichkeit unterstellt und diesen falschen Vorwurf über fast zwei Jahre lang aufrechterhalten, schrieb Klein auf dem Nachrichten-Portal "t-online". Damit habe er auch der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt.

Der Vorsitzende Richter fand in seiner abschließenden Rede deutliche und persönliche Worte. Eine Entschuldigung sei wertvoller als ein Gerichtsurteil. "Eine Entschuldigung kann nicht widerrufen werden, ein Gerichtsurteil kann hingegen angefochten werden", sagte Stadler. Ofarim habe nun "die Chance auf einen vollständigen Neustart".

Hotelmanager vollständig entlastet

Der Musiker habe einen Fehler gemacht, sich dafür entschuldigt und sich dazu verhalten. Einer der Gewinner des Verfahrens sei der Hotelmanager und Nebenkläger. Er habe durch das Geständnis und die Entschuldigung des Angeklagten volle Rehabilitierung erfahren.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hatte dem Künstler in ihrer Anklage unter anderem Verleumdung und falsche Verdächtigung sowie Betrug und falsche Versicherung an Eides statt vorgeworfen. Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Instagram-Video behauptet, dass der Mitarbeiter des Leipziger "Westin"-Hotels ihn antisemitisch beleidigt habe.

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) sieht einen großen Schaden für die jüdische Community. Ofarim habe dieser mit seinem Verhalten "einen Bärendienst erwiesen". Das habe sie so nicht vermutet, sagte Köpping. Das alles habe "sehr negative Auswirkungen".

Die 10.000 Euro muss Ofarim innerhalb von sechs Monaten je zur Hälfte an die Israelitische Religionsgemeinde in Leipzig und an den Trägerverein des Berliner Hauses der Wannseekonferenz zahlen. Danach wird das Verfahren endgültig eingestellt. Außerdem wird es laut den Verfahrensbeteiligten auch ein Schmerzensgeld für den Hotelmanager geben. Zur Höhe wurden zunächst keine Angaben gemacht.