Erfurter Ausstellung zu religiösen Motiven in der DDR-Kunst

Foto: epd/Frank Sommariva
Eine Frau betrachtet am Freitag (19.10.2012) im Angermuseum Erfurt das Bild "Tischgespräch mit Luther" des Hallenser KüŸnstlers Uwe Pfeifer aus dem Jahr 1984.
Erfurter Ausstellung zu religiösen Motiven in der DDR-Kunst
Die christlichen Motive stehen "in krassem Kontrast zur säkularen Grundhaltung des Staates", sagt der Direktor des Angermuseums Kai-Uwe Schierz. Die Erfurter Ausstellung ist eine von drei Präsentationen über das Forschungsprojekt "Bildatlas: Kunst in der DDR".

Religiöse Motive in der DDR-Kunst stehen von Samstag an im Mittelpunkt einer Ausstellung im Erfurter Angermuseum. Unter dem Motto "Tischgespräch mit Luther" werden rund 100 Beispiele für "christliche Bilder in einer atheistischen Welt" gezeigt, sagte Direktor Kai-Uwe Schierz am Freitag. Unter den ausgewählten Werken der Malerei, Grafik und Skulptur seien Arbeiten von prominenten DDR-Künstlern wie Otto Dix, Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Uwe Pfeifer, Bernhard Heisig, Nuria Quevedo, Harald Metzkes und Heinz Zander.

Der häufige Gebrauch von Motiven wie Kreuzigung, Kreuzabnahme oder Pietà stehe "in krassem Kontrast zur säkularen Grundhaltung des Staates", stellte Schierz fest. Die paradox erscheinende Konjunktur biblischer Stoffe sei zugleich eine spezifische Erscheinung für die DDR, für die es in anderen sozialistischen Ländern nichts Vergleichbares gebe. Nach Ansicht des Dresdner Mitkurators Paul Kaiser haben sich damit viele ostdeutsche Künstler Themen wie Leid, Trauer oder existenzielle Bedrohung zugewandt, die in der DDR-Kunst lange tabuisiert waren.

"Paralleler Kunstort" für die Jugend

Vor diesem Hintergrund seien die christlichen Bilder aus der DDR auch ein Beispiel dafür, wie sich die Kunst emanzipierte. Zudem hob Kaiser ausdrücklich die Rolle der evangelischen Kirchen beim "Ausdifferenzieren der DDR-Kunst" hervor. Sie hätten mit eigenen Ausstellungen und der offenen Jugendarbeit seit Mitte der 70er Jahre einen "parallelen Kunstort" geboten, der auch für die DDR ungewöhnliche Formen wie Aktionskunst und Performances ermöglichte.

Die Erfurter Ausstellung ist eine von drei Präsentationen, mit denen Thüringer Museen gegenwärtig einen Überblick über das Forschungsprojekt "Bildatlas: Kunst in der DDR" geben. Das Neue Museum Weimar zeigt unter dem Titel "Abschied von Ikarus" eine Auswahl zu Utopien und ihrem Scheitern in der ostdeutschen Kunst zwischen 1945 und 1989. Die Kunstsammlung Gera setzt sich in der Ausstellung "Schaffens(t)räume" ab Samstag mit Atelierbildern und Künstlermythen der DDR auseinander.