Kurschus: Empathie mit Israelis und Palästinensern

EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus während der Pressekonferenz zur EKD-Synode 2023 in Ulm
© epd-Bild/Heike Lyding
Israel habe nach dem Terrorangriff der Hamas das Recht, sich zu verteidigen, betont die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus. Das mindere in keiner Weise das Entsetzen über das Leid der Menschen im Gazastreifen.
EKD-Synode zu Antisemitismus
Kurschus: Empathie mit Israelis und Palästinensern
Zu Beginn ihrer Synodentagung unterstreicht die Evangelische Kirche in Deutschland ihr "Nein zu Antisemitismus". Die Ratsvorsitzende Kurschus räumt ein, Judenfeindlichkeit keime auch unter Kirchenmitgliedern, komme aus der christlichen Geschichte.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich entschieden gegen Antisemitismus gestellt und dabei auch Selbstkritik geübt. Jeder Versuch, das Massaker der Hamas gegen Juden im Nahen Osten vom 7. Oktober zu relativieren, sei Antisemitismus.

"Jedes 'Ja, aber' verharmlost", sagte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus zu Beginn der viertägigen Beratungen der EKD-Synode in Ulm. Antisemitismus habe seine Wurzeln "nicht bei den anderen" und blühe nicht nur in kleinen extremen Gruppen. "Er kommt aus unserer christlichen Geschichte, er keimt auch in unserer Mitte, unter unseren Kirchenmitgliedern", sagte sie.

Kurschus betonte erneut ihre Solidarität mit dem von der Terrororganisation Hamas angegriffenen Israel. Das Land habe nach dem grauenhaften Massaker das Recht, sich zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen, sagte die westfälische Präses. Das mindere in keiner Weise ihr Entsetzen über das Leid, das die Menschen im Gaza-Streifen erlebten. Der Angriff der Hamas sei "ebenfalls ein Angriff auf die Palästinenserinnen und Palästinenser, christliche und muslimische, die sich für Frieden einsetzen" gewesen.

Zuvor hatte der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst gesagt: "Nein zu Antisemitismus. Da sind wir uns als Kirche einig, und hoffentlich auch in der Gesellschaft." Es sei ein schrecklicher Gedanke, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlen.

In einem Grußwort bei Eröffnung der Synodentagung äußerte sich Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) besorgt über das schwindende Vertrauen der Menschen in demokratische Prozesse. Sie trauten Staat und Politik immer weniger zu. Bas machte dafür Meinungsblasen im Internet und eine durch die AfD verrohte Debattenkultur verantwortlich.

Kurschus wiederum rief die demokratischen Parteien zu einem gemäßigteren Ton in der Debatte über die Flüchtlingspolitik auf. Es werde von "Zahlen" gesprochen, die "runter müssen", als ginge es "um eine mittelschwere Matheaufgabe". "Wer von Migration redet, redet von Menschen", sagte sie.

Die Synode der EKD berät bis Mittwoch in Ulm. Ein zentrales Thema der Jahrestagung ist am Dienstag die Vorstellung der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, eine soziologische Studie über die Haltung zu Religion und Kirche in der Gesellschaft.