Topfschlagen gegen Nahrungsmittelspekulation

Topfschlagen gegen Nahrungsmittelspekulation
Mehrere hundert Menschen haben in Berlin mit 868 leeren Kochtöpfen gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln protestiert. Das "Protestorchester" zog am Sonntag als "Krach-Demo" vom Brandenburger Tor zum Bundeskanzleramt.

Finanzspekulationen mit Nahrungsmitteln seien eine der Ursachen dafür, dass weltweit rund 868 Millionen Menschen hungern, kritisierten die Veranstalter. Die Bundesregierung müsse dem einen Riegel vorschieben.

Zu der Aktion hatten unter anderem die Initiativen und Verbände Campact, Attac, Oxfam Deutschland, die Welthungerhilfe, Misereor, die katholische Arbeitnehmerbewegung, das Südwind Institut, die DGB-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und Medico International aufgerufen. Anlass war der Welternährungstag am kommenden Dienstag. Die UN-Welternährungsorganisation (FAO) geht davon aus, dass derzeit rund 868 Millionen Menschen hungern.

"Spekulation an den Agrarbörsen treibt die Preise für Weizen, Mais und Soja in die Höhe", betonte Christoph Bautz von Campact. Um den Hunger auf der Welt einzudämmen, müssten Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble "jetzt die Zockerei mit Nahrungsmitteln in der EU beenden".

Oxfam: Hunger ist kein Naturgesetz

Im Zuge der EU-Finanzmarktreform müsse sich die Bundesregierung für verbindliche Begrenzungen der Anzahl der Rohstoffgeschäfte einsetzen, die ein Händler tätigen darf, forderte Bautz. Der Hunger in der Welt sei kein Naturgesetz, betonte Jan Urhahn von Oxfam Deutschland. "Niemand braucht Finanzprodukte, mit denen auf Kosten der Ärmsten Profit gemacht wird."

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Der EU-Ministerrat wird den Angaben zufolge voraussichtlich im November über die neue EU-Finanzmarktrichtlinie (MiFID) entscheiden. Auch die Deutsche Bank und die Allianz seien in großem Umfang an Geschäften mit dem Hunger beteiligt, kritisierte Jutta Sundermann vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac.

Auch wenn die Preise durch exzessive Spekulation nur kurzfristig und minimal steigen, wachse der Hunger, hieß es. Menschen, die durchschnittlich 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrung ausgeben, könnten sich ihr Essen dann nicht mehr leisten oder müssten andere wichtige Ausgaben wie für Medikamente oder den Schulbesuch der Kinder streichen.

An der Protestaktion in Berlin nahmen nach Angaben der Veranstalter rund 400 Menschen teil. In den kommenden Wochen sollen rund 100.000 Unterschriften zur Beendung der Spekulation mit Nahrungsmitteln an Finanzminister Schäuble übergeben werden.