"Schade! Gekämpft & Ausgeschieden! Danke!"

Alexandra Popp (r) umarmt Deutschlands Svenja Huth nach dem Spiel Südkorea - Deutschland
© Sebastian Christoph Gollnow/dpa
"Mit der Niederlage anderer gnädig sein - so wie Gott es mit meinen Niederlagen ist", dazu fordert der EKD-Sportbeauftragte Thorsten Latzel die Zuschauer auf. Im Bild: Stürmerin Alexandra Popp tröstet nach dem WM-Aus eine Mitspielerin.
Latzel zum WM-Aus der DFB-Frauen
"Schade! Gekämpft & Ausgeschieden! Danke!"
Beim Umgang mit der Enttäuschung bei der Frauen-Fußball-WM rät der Sportbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thorsten Latzel, zunächst einmal zu Dank gegenüber den deutschen Spielerinnen. Ein kurzer Beitrag zum Nachdenken.

Nach seinem Gastbeitrag für evangelisch.de zu den Gruppenspielen des deutschen Frauen-Teams bei der Fußball-WM in Australien und Neuseeland - in dem Thorsten Latzel die Schnittmengen von Kirche mit Sport, vor allem dem Fußball und die aktuellen Frauen-WM, thematisierte - schreibt der Sportbeauftragte des Rates der EKD und Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland nun zum Ausscheiden der DFB-Elf:

"Unser deutsches DFB-Frauen-Fußball-Team ist ausgeschieden. Bitter. Traurig. Schade! Ich hätte den Spielerinnen mehr gewünscht und mich persönlich auf mehr gefreut.

Nach Niederlagen fällt mir nur oft auf, dass die Identifikation mit dem Team meist schlagartig sinkt: Vorher haben "wir" gewonnen - dann haben "sie" verloren und nicht gut genug gespielt, gekämpft, trainiert, ... Und nachher wissen alle besser, was vorher anders hätte laufen müssen.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, EKD-Sportbeauftragter Thorsten Latzel, spricht dem Frauenkader der WM Trost und Mut zu. (Archivbild)

Auch wenn man jetzt sicher Fehler auswerten, die Niederlage analysieren muss:
Erst einmal muss man den Spielerinnen doch schlicht auch mal danken, sie trösten, fair abklatschen. Sie haben gekämpft, Einsatz gezeigt. Auch, wenn es am Ende nicht gereicht hat.

Ich wünschte mir, dass man Athletinnen und Athleten auch nach Niederlagen wertschätzen und gerade dann öffentlich stärken würde. Zu Turnieren gehört es, dass man ausscheiden kann (Brasilien, Italien ging es auch so). Und natürlich ist das nach dem frühen Ausscheiden der Männer bei der WM (in Katar 2022) doppelt hart.

Doch ich glaube, wir brauchen eine andere Kultur im Umgang mit Niederlagen. Im Sport wie im eigenen Leben. Mit der Niederlage anderer gnädig sein - so wie Gott es mit meinen Niederlagen ist: Das gehört für mich zentral zum Glauben. Etwas davon würde ich mir auch in der (medialen) Öffentlichkeit wünschen. Vielleicht ist es gut, zumindest gedanklich mal kurz in die Schuhe bzw. das Trikot der Spielerinnen zu schlüpfen. Und das nicht nur bei Siegen.

Daher: Liebe Spielerinnen, danke für Euren Einsatz und Kampfgeist. Erholt euch! Macht's beim nächsten Mal möglichst besser. Wir halten zu Euch. Niederlagen sind nie schön. Doch Ihr habt Größe. Und als Fans versuchen wir sie auch zu zeigen."

evangelisch.de dankt Thorsten Latzel für die Bereitstellung seines Beitrages, den er zuvor auch auf sozialen Kanälen (#FrauenfußballWM, #frauenfussball, #evangelisch,  #fifawomensworldcup2023, #niederlage) veröffentlicht hat.