Emoji-Projekt will Migrationsfamilien stärken

lächelnde Frau mit Emoji-Stickern im Gesicht
© Pavel Danilyuk/Pexels
Jenseits von Sprachen ermöglichen Emojis die Kommunikation von Gefühlen.
Wenn aus Wut ein Smiley wird
Emoji-Projekt will Migrationsfamilien stärken
Migrationsfamilien stehen vor emotionalen Hürden bei der Integration. Dabei unterstützen Beratungsstellen mit niederschwelligen psychologischen Angeboten. Das Emoji-Projekt in Bretten und Pforzheim geht einen besonderen Weg.

Mit Emojis kann man Gefühle ohne Sprache darstellen. Das funktioniert über Grenzen hinweg. Weil die Bildzeichen international bekannt sind, können Smiley und Co. auch bei der Integration von Migranten und Geflüchteten helfen. Wie etwa in dem Emoji-Projekt der Evangelischen Landeskirche in Baden. Angesiedelt bei den psychologischen Beratungsstellen in Pforzheim und Bretten hilft es Flüchtlingsfamilien. Neben Sprachkursen und Elterncafés gibt es auch Angebote für Kinder und Jugendliche wie Theaterworkshops. Dort lernen sie, mit ihren Gefühlen umzugehen, und was sie gegen Traurigkeit, Angst oder Wut tun können.

Dabei helfen Bildzeichen-Karten mit lächelnden, traurigen oder wütenden Gesichtern. Damit falle es Kindern leichter, ihre Gefühle zu äußern, sagt die Psychologin Patricia Diaz-Bone von der Pforzheimer Beratungsstelle dem Evangelischen Pressedienst (epd). So sei es etwa beim Thema "Wut" ganz wichtig, das Gefühl zu benennen und "die Wut rauszulassen". Das könnte ein Herausschreien sein, das Drücken eines Wutballs, das Schlagen eines Boxsacks oder auch das Kämpfen mit Schaumstoffstangen. 

Was für alle Kinder funktioniert, sei besonders wichtig für Kinder von Migranten und Geflüchteten. Denn die Eltern seien beschäftigt mit der eigenen Integration, "die Kinder laufen nebenher mit", ergänzt die landeskirchliche Migrationsberaterin Regine Gnegel. Damit seien die belastenden Auswirkungen einer Flucht auf Kinder und Jugendliche aber nicht bewältigt. Auch Probleme bei der Orientierung im fremden Deutschland und Diskriminierung könnten im geschützten Rahmen bearbeitet werden. Hilfreich sei dabei eine Art Notfallkoffer oder Schatzkiste, erläutert Gnegel. Sie seien gefüllt mit Spielsachen, Bildern von schönen Orten und Symbolen, aber etwa auch mit einem "Anti-Stress-Ball". 

An geflüchtete Familien würden hohe Integrationsanforderungen gestellt, erläutert Ursula Bank, landeskirchliche Beauftragte für Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Sie seien alleingelassen mit traumatischen Erlebnissen und Verlusterfahrungen sowie der Sorge um zurückgelassene Angehörige. Geflüchtete Menschen verfügten über erstaunliche Fähigkeiten und Ressourcen, auf die sie jedoch nur unter förderlichen Bedingungen zugreifen können, erklärt Bank die Bedeutung der Beratungsarbeit.

Auch im Brettener Emoji-Projekt geht es um Spiel und Spaß, Freundschaften schließen, Sicherheit und Stabilität durch einen geschützten Rahmen und Rituale. Für die Erwachsenen werden Elterncafés und Elternabende angeboten, Sprachkurse und offene Sprechstunden.

Das Modellprojekt wurde 2019 in Leben gerufen und wird derzeit von der Evangelischen Hochschule Freiburg evaluiert. Die Ergebnisse sollen Ende September vorgestellt werden. In Bretten ist die Fortführung des Projekts bis Ende 2024 gesichert. Auch in Pforzheim soll es weitergehen. "Es ist toll", sagen die Kinder dort und fragen, wann sie wiederkommen dürfen.