Bistum Aachen feiert Pilgermesse ohne Woelki

© Guido Schiefer
Nach Protestankündigungen hat das Bistum Aachen einen Pilgergottesdienst ohne den ursprünglich eingeladenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gefeiert. (Archivbild)
Ausladung nach Protest
Bistum Aachen feiert Pilgermesse ohne Woelki
Nach Kritik am Umgang des Kölner Kardinals Woelki mit der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt hat das Bistum Aachen ihn von einem Gottesdienst ausgeladen. Dompropst Cremer verwies in seiner Predigt auf die Bedeutung von Reformen.

Nach Protestankündigungen hat das Bistum Aachen einen Pilgergottesdienst ohne den ursprünglich eingeladenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gefeiert. Die Predigt in der Pilgermesse der Heiligtumsfahrt am Sonntag (18.06.2023) hielt stattdessen der Wallfahrtsleiter und Aachener Dompropst Rolf-Peter Cremer.

Er betonte die Bedeutung von Reformen. Die Erfahrungen mit dem "schrecklichen Missbrauch" in der Kirche zeigten deutlich, dass Aufarbeitung und Prävention nötig seien. Gleichzeitig müssten "die dahinterliegende Fragen" innerhalb der Kirche reflektiert werden, sagte der katholische Geistliche.

Zuvor hatten verschiedene Gruppen Kritik an Woelkis Umgang mit der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln geübt und Proteste während des mit ihm geplanten Gottesdienstes angekündigt. Der Aachener Bischof Helmut Dieser erklärte am Samstagabend, er wolle mit der mit dem Verzicht auf eine gemeinsame Messe eine Situation vermeiden, die "eine geistlich verbindende Atmosphäre" verhindere. Er habe die Entscheidung gemeinsam mit dem Kölner Erzbischof getroffen

Woelki kritisierte in einem Videostatement, bei allem Protest dürfe "die heilige Eucharistie von niemandem instrumentalisiert" werden. Er sei davon überzeugt, dass es unter Christen möglich sein müsse, trotz unterschiedlicher Auffassungen gemeinsam Gottesdienste zu feiern. Katholisch sein bedeute unter anderem, "sich bei allen Unterschieden gemeinsam auszuhalten", sagte Woelki. Das gelte auch bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Prävention, Aufklärung und Aufarbeitung seien ihm "ein Herzensanliegen". Betroffene müssten vor weltlichen Gerichten wie auch in der Kirche zu ihrem Recht kommen.

Dompropst Cremer: Kirche muss "Profil zeigen"

Cremer betonte in seiner Predigt, für die katholische Kirche sei der Reformprozess "Synodaler Weg" aktuell ein wichtiges Stichwort. Die Reformbewegung war 2019 gegründet worden, um Lösungen für die Vertrauenskrise durch den Missbrauchsskandal zu finden. Die Kirche müsse angesichts von Diskussionen etwa über die Macht des Klerus, Gleichberechtigung der Geschlechter und Sexualität "Profil zeigen", forderte Cremer. Darüber hinaus sei es Auftrag der Kirche, sich für eine Welt einzusetzen, "die auch morgen tragfähig ist", etwa mit Blick auf das Klima, Ressourcen, aber auch den Frieden.

Die Kölner Bistumsleitung unter Woelki steht wegen des Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchstaten Geistlicher in der Kritik. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen ihn wegen des Anfangsverdachts möglicher Falschaussage unter Eid. Der Papst hatte 2021 Gutachter ins Erzbistum geschickt, um die Situation dort zu überprüfen. Anschließend hatte er Woelki eine Auszeit verordnet, die Anfang März 2022 endete. Der Kardinal nahm seine Amtsgeschäfte wieder auf und reichte zugleich ein Rücktrittsgesuch ein. Der Papst hat dazu bisher keine Entscheidung verkündet.

Erste Heiligtumsfahrt nach Corona

Die Heiligtumsfahrt findet seit 1349 statt und lädt Gläubige nach Aachen ein, um die im Dom befindlichen Heiligtümer zu verehren. Die Veranstaltung soll den Teilnehmern dazu dienen, Christus und den Glauben neu zu entdecken. Die Tuchreliquien werden normalerweise alle sieben Jahre aus dem Marienschrein des Doms entnommen und verehrt. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der reguläre Rhythmus unterbrochen werden. Statt 2021 findet die Wallfahrt nun in diesem Jahr statt.