Pilgern für Anfänger

Die beiden Pilgerbegleiter bilden erfahrene Pilger aus.
© evangelisch.de/Mechthild Klein
Michael Kaminski, Pilgerreferent der Ev.-Luth Kirche in Bayern und Maria Rummel, Pilger- und Trauerbegleiterin berichten über die Qualifikation der Pilgerbegleitung.
Spaß an spiritueller Begleitung
Pilgern für Anfänger
Es gibt Pilgern statt Shoppen, Pilgern für Trauernde oder auch Pilgern mit Gedichten. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt - vorausgesetzt, man kann Pilger:innen dafür begeistern erst mal anzufangen. In Bayern gibt es eine Ausbildung zur Pilgerbegleitung. Gelernt wird, wie man Spiritualität auf dem Weg entdecken kann und wie man mit schwierigen Situationen umgeht.

Pilgern kann man nicht nur in Spanien. Das geht auch vor der eigenen Haustür. Und bei geführten Pilgertouren können auch Anfänger:innen auf den Geschmack kommen. Ist das Thema gut gewählt, machen Pilger:innen auf einer vier- bis fünftägigen Tour Erfahrungen, als wären sie fünf Wochen auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. Das verspricht der Pilgerreferent der evangelischen Kirche in Bayern, Michael Kaminski. Auf dem Kirchentag in Nürnberg zeigte der Pilgerbegleiter mit seiner Kollegin Maria Rummel, worauf es beim spirituellen Begleiten ankommt. 

"Wir öffnen Räume, wo Menschen mit ihrer Weisheit und Erfahrung selbst Antworten finden", sagt die Pilger- und Trauerbegleiterin Maria Rummel vor den Kirchentagsbesuchenden. Begleitung heiße eben nicht Führung, sondern Anregungen geben, Fragen stellen. In einer 12-tägigen Ausbildung können Pilgererfahrene lernen, wie sie Gruppen anleiten, neue Erfahrungen auf dem spirituellen Pilgerweg zu erschließen. Wichtig sei es auch, als Pilgerbegleitung eigene Grenzen zu ziehen. Denn sie seien keine Therapeuten und auch keine Fachseelsorger. Bei den mehrtägigen Pilgertouren wird teilweise geschwiegen, aber auch das Gespräch gezielt gesucht. Beides müsse angeleitet werden. Und wenn bei manchem Aufgestautes aus der Erinnerung aufbricht, dann sei das zu begrüßen. Da dürfen auch schon mal Tränen fließen, sagt Kaminski. "Wenn nicht auf dem Pilgerweg, wo dann?", fragt er. 

Am interessantesten war der Tipp der beiden Pilgerbegleiter, wie man mit schwierigen Menschen auf dem Weg umgeht. Es gibt Teilnehmende, die sich nicht integrieren oder keine Rücksicht nehmen wollen. Der Münchener Pilgerbegleiter hat dann zwei Tipps parat: Zuerst solle man herausfinden, warum der besagte Mensch für einen selbst anstrengend sei. Und als zweites, welche Sehnsucht in ihr oder ihm stecke. Im Gespräch könne man dann freundlich vermitteln, dass man denjenigen bittet, sich einzulassen an der und der Stelle.

Die Pilgerbegleiter:innen lernen auch Themen für ihre Touren auszuprobieren. Vom Adventspilgern bis zum Pilgern im Ruhestand gibt es viele Möglichkeiten einen Fokus zu setzen. Auch mit Gedichten von Hermann Hesse oder besonderen Kirchenführungen lassen sich die Touren gestalten.

In Bayern sind bereits 150 Pilgerbegleiter:innen ausgebildet. Die Kosten bewegen sich im Bereich von rund 460 Euro, plus Übernachtung. Ein weiterer Vorteil der Ausbildung ist, dass die Pilgerbegleiter:innen vernetzt werden und sich austauschen können.  Weitere Infos über Pilgerbegleiter:innen in Bayern und die Ausbildung hier