Vorwurf: Katholische Kirche nutzt "Mafiamethoden"

Geschäftsführer der bundesweiten Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch.
© epd-bild/Christine Süß-Demuth
Deutliche Kritik an der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch die katholische Kirche hat der Geschäftsführer der bundesweiten Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, geübt.
Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch"
Vorwurf: Katholische Kirche nutzt "Mafiamethoden"
Nach der Veröffentlichung der jüngsten Missbrauchsstudie aus dem Erzbistum Freiburg vergleicht der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, das Vorgehen der katholischen Kirche mit der organisierten Kriminalität der Mafia.

Seit Bekanntwerden des Missbrauchsskandals vor 13 Jahren hätten "die Bischöfe weitestgehend verhindert, dass die Verbrechen der Täter und das zweite Verbrechen, das der Vertuschung, von staatlicher Seite untersucht und aufgeklärt werden", schreibt Katsch in einem Kommentar in der aktuellen Ausgabe des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Es sei "mit offensichtlich hoher krimineller Energie und Raffinesse, teilweise über Grenzen hinweg durch eine mächtige Institution systematisch Täterschutz betrieben und die Justiz offenbar bewusst getäuscht" worden.

Der Vertreter der Missbrauchsbetroffenen fordert in seinem Kommentar den Bundestag auf, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Diese soll laut Katsch die Archive sämtlicher deutscher Diözesen durchsuchen und auswerten. "Wir brauchen jetzt eine Wahrheitskommission, die den katholischen Missbrauchsskandal aufklärt!"

Die damalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) habe sich bereits 2010 für einen Vermittlungsprozess zwischen Betroffenen und Täterorganisation eingesetzt. Zollitsch, seinerzeit Freiburger Erzbischof und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, habe empört auf diese Forderung reagiert: "Er wagte es sogar, der Ministerin ein Ultimatum für eine Entschuldigung zu stellen, und kam damit durch." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe interveniert und ihre Ministerin sei zurückgerudert, schreibt Katsch im "Spiegel" weiter.

Der knapp 600 Seiten lange Bericht der "Arbeitsgruppe Machtstrukturen und Aktenanalyse" wirft Zollitsch und seinem Amtsvorgänger in Freiburg, Oskar Saier, schwere Versäumnisse und eine konkrete Vertuschung von Missbrauchstaten vor. Akten seien versteckt oder vernichtet worden und die Meldung von Missbrauchsfällen unterblieben. Katsch nennt die Art, wie Zollitsch offenbar Öffentlichkeit und Politik hinters Licht geführt habe, "atemberaubende Unverfrorenheit". Zollitsch selbst habe sich laut "Spiegel" nicht zum aktuellen Missbrauchsbericht äußern wollen.