TV-Tipp: "Unbestechlich"

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27. März, ZDF, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Unbestechlich"
Krimifans wissen: Wer für das Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) arbeitet, hat bei der Polizei nicht viele Freunde; unter Kollegen hält man schließlich zusammen. Wenn die schwarzen Schafe in den eigenen Reihen nicht so blöd sind, sich bei ihrem sinistren Treiben erwischen zu lassen, gibt es im Grunde nur eine Möglichkeit, sie zu überführen: Verrat.

Die Mitglieder des DIE-Teams müssen also einerseits hartgesotten sein, um die mehr oder weniger offen gezeigte Feindseligkeit auszuhalten; andererseits sollten sie auch über ein gewisses Feingefühl verfügen, um Stimmungen auszuloten. Wenn zum Beispiel die Abteilung BTM (Betäubungsmittel) des Düsseldorfer LKA in den Verdacht gerät, regelmäßig Rauschgift und Bargeld in die eigene Tasche abzuzweigen, empfiehlt es sich rauszufinden, wer das schwächste Glied dieser Kette ist; aber natürlich so, dass die anderen das nicht mitbekommen.

Dieser Handlungsrahmen ist als Idee schon mal nicht schlecht und hat überdies Potenzial, denn das DIE ermittelt ortsunabhängig; eine entsprechende Reihe könnte sich also durch ganz NRW arbeiten. Als 2022 die Dreharbeiten zu "Unbestechlich" starteten, hieß es noch, der Film basiere auf einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt und Niels Holle. Das passte, schließlich hat Holle bereits diverse Vorlagen für die Schmidt-Reihen "Nord bei Nordwest" und "Harter Brocken" verfasst. In den Credits zur ZDF-Ausstrahlung stehen bei "Drehbuch" allerdings nun die Namen Klaus Burck und Jens Anders. "Burck" ist ein Pseudonym, aus dem Schmidt keinen Hehl macht: Er wählt es in Anlehnung an eine seiner Filmfiguren ("Mörderische Erpressung") immer dann, wenn er sich mit einem Stoff nach dessen Fertigstellung nicht mehr identifizieren kann, etwa bei dem Zweiteiler "Spuren der Rache" (2016) oder bei dem Thriller "13 Uhr mittags" (2018). Holle dürfte seinen Namen aus ähnlichen Gründen zurückgezogen haben. 

Natürlich stellt sich in solchen Fällen stets die Frage, wie wohl der Film ausgesehen haben würde, der den beiden Autoren ursprünglich vorschwebte, zumal Christiane Balthasar schon allein wegen ihrer ZDF-Reihe "Kommissarin Heller" einen ausgezeichneten Ruf genießt; für "Nord bei Nordwest" hat sie ebenfalls schon gearbeitet ("Wilde Hunde", 2021). Was auch immer zu den in solchen Fällen gern "künstlerische Differenzen" genannten Unstimmigkeiten geführt haben mag: "Unbestechlich" ist zwar nicht herausragend, aber durchaus sehenswert.

Außerdem steckt immer noch jede Menge Schmidt in der Geschichte: Da dem BTM-Trio nicht anders auf die Schliche zu kommen ist, will DIE-Kommissar Joseph Kanjaa (Michael Klammer) dem Anführer Krohn (Àlex Brendemühl) mit Hilfe des Polizisten Timo Viatov (Anton Rubtsov) eine Falle stellen. Der junge Mann mit den russischen Wurzeln ist noch nicht lange in Krohns Abteilung und hatte keine Ahnung von den Unterschlagungen. Weil er als vermeintlicher Verräter gebrandmarkt wäre, wenn er bei der Verhaftung von Krohn und Konsorten (Maja Schöne, Christian Hockenbrink) behilflich ist, stellt er eine Bedingung: Kanjaa soll ihn anschließend in sein Team aufnehmen. Als der clevere Krohn ahnt, was gespielt wird, setzt Viatov alles auf eine Karte und riskiert prompt sein Leben. 

Balthasar und Kameramann Felix Poplawsky haben dem Film einen interessanten Look gegeben; gerade die vielen düsteren Szenen sorgen mit ihrem dunklen Grünstich für ein optisches Unbehagen, das gut zur Geschichte passt. Der Deutschspanier Brendemühl ist ohnehin ein interessanter Typ und wird in hiesigen TV-Krimis wegen seiner besonderen Ausstrahlung gern als Mann im Zwielicht besetzt. Damit auch die Hauptfigur nicht einfach bloß ein weiterer TV-Kommissar ist, hat das Drehbuch Kanjaa eine Besonderheit angedichtet: Der Mann ist "finanziell unabhängig" und ähnlich wie sein Münchener ZDF-Kollege Laim nur aus Idealismus Polizist. Der Südtiroler Michael Klammer hat zwar genug Ausstrahlung, um die Rolle auch ohne dieses Attribut als Persönlichkeit zu verkörpern, aber Kanjaas Prinzipientreue führt immerhin zu einem plausiblen Konflikt mit seiner Mitarbeiterin: Anders als Clarissa Jacobs (Samia Chancrin) ist ihm keinesfalls jedes Mittel recht, um Krohn zu überführen. Dafür fährt er einen schwarzen Ford Mustang, was dem Film gegen Ende eine rasante Szene beschert, weil er quer durch die Stadt rasen muss, um Viatov zu retten. Dank einer oftmals dynamischen Schnittfrequenz ist "Unbestechlich" ohnehin ein ziemlich flotter Krimi.