Ökumene-Treffen mit 352 internationalen Kirchen

Fahne der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe
© epd-bild/Peter Sandbiller
Zur Vollversammlung des Weltkirchenrats in Karlsruhe haben die Repräsentanten schon die Fahne des ÖRK auf dem Schlossturm gehisst. (Foto, Mitte v. l.: M. Witzenbacher, Leiter des EKD-Koordinierungsbüros; Landesbischöfin H. Springhart; F. Mentrup, OB in Karlsruhe; S. Schulenburg, Kfm. Direktorin Badisches Landesmuseum)
Weltkirchenrats-Fahne gehisst
Ökumene-Treffen mit 352 internationalen Kirchen
Ende August werden in Karlsruhe mehr als 4.000 Christen aus 352 Kirchen weltweit erwartet. Sie treffen sich neun Tage lang zur Vollversammlung des Weltkirchenrats, die erstmals in Deutschland stattfindet.

Eine fünf Meter große weiße Fahne mit dem farbigen Logo des Weltkirchenrats weht seit Donnerstag auf dem Turm des Karlsruher Schlosses: Anlässlich der ÖRK-Vollversammlung, die vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe stattfindet, wurde sie am Nachmittag an Stelle der sonst üblichen gelb-rot-gelben badischen Flagge gehisst. Zu der Veranstaltung unter dem Motto "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt" werden in der Fächerstadt mehr als 4.000 Christen aus 120 Ländern weltweit erwartet.

Neun Tage lang würden die großen Themen, die die Welt bewegen, verhandelt, sagte die badische Landesbischöfin Heike Springhart vor Journalisten. Dazu gehörten etwa der Klimawandel, die Themen Krieg und Frieden sowie Gerechtigkeit und Rassismus. Damit habe das Ökumenetreffen "zukunftsweisenden Charakter", so Springhart. Nur alle acht Jahre findet die Vollversammlung statt. 

Bei den Begegnungen mit Christen aus aller Welt erwartet Springhart kritische Auseinandersetzungen, hatte sie vorab gesagt. Als Beispiel nannte sie den Ukraine-Krieg. Wenn sich in Karlsruhe Menschen aus der russisch-orthodoxen Kirche und Kirchenvertreter aus der Ukraine treffen, müsse Kritik klar benannt werden, hatte die Theologin im Interview gefordert.

Kirchenvertreter wie der Moskauer Patriarch Kyrill, die kriegstreiberische Parolen predigen, hätten sich vom Kern des Evangeliums entfernt. Trotzdem sei es wichtig, "mit allen im Gespräch" zu bleiben. Auch wenn die Kirchen selbst keine Kriege beenden könnten, müssten sie für den Frieden kämpfen, beten und "miteinander um konkrete Wege ringen, wie Versöhnung gelingen kann".

Mehr als 250 Veranstaltungen in der Stadt

Mit mehr als 250 öffentlichen Veranstaltungen will sich Kirche in der Stadt präsentieren. Am Eröffnungstag, am 31. August, werden etwa Bundespräsident Walter Steinmeier und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet. Bischöfin Springhart wird bei mehreren Talkrunden auf dem Marktplatz mit dem Schauspieler Samuel Koch, dem Modedesigner Harald Glööckler und Klimaaktivisten von Fridays for Future sprechen.

Der Weltkirchenrat sei der weltweit größte ökumenische Zusammenschluss, sagte Marianne Ejdersten, ÖRK-Kommunikationsdirektorin (Genf). Wie zur Zeit der Gründung des ÖRK 1948, gebe es heute überall auf der Welt Flüchtlingskrisen, Lebensmitteilknappheit, Preissteigerungen, Kriege. "Wir müssen zusammenhalten und uns begegnen."

Allein die Tatsache, dass sich hier Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen träfen, mache den Wert der Veranstaltung aus, sagte der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). "Die Vollversammlung hat die Chance, den aktuellen Diskussionen um die Weltpolitik, die Wirtschaft, den gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt eine internationale und geistlich-spirituelle Dimension hinzuzufügen."

Zur 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates vom 31. August bis 8. September werden in Karlsruhe rund 4.500 Gäste aus 120 Ländern erwartet. Sie vertreten rund 600 Millionen Christen von 352 Kirchen weltweit.