60.000 Kilometer gegen die Armut

Marathon-Pater Tobias Breer (l.) und Andreas Giersberg
© epd-bild/Oliver Gierens
Pater Tobias Breer hat nach eigenen Angaben schon über 6000 Euro an Spendengeldern "erlaufen". Hier ist der Marathon-Pater (links im Foto) gerade über die Ziellinie gelaufen.
Pater läuft für guten Zweck
60.000 Kilometer gegen die Armut
Seine Marathonläufe führten ihn bis in den Oman: "Marathon-Pater" Tobias Breer aus der Duisburger Abtei Hamborn hat kürzlich in Magdeburg sein neues Buch vorgestellt. Mit seinem Sport finanziert er mehrere Sozialprojekte.

Einen besonderen Gag gibt es stets, wenn Pater Tobias Breer aus der Duisburger Abtei Hamborn aus seinem aktuellen Buch "Der Marathon-Pater" liest: Nach einigen Kapiteln dreht er sich kurz vom Publikum weg, zieht seine weiße Soutane aus, darunter kommt sein Sportdress zum Vorschein. Ins Auge fallen sofort seine bunten Laufschuhe, die er beim weltbekannten Boston-Marathon in den USA gekauft hat. "Die habe ich noch nie zum Laufen getragen", erzählt er im Gespräch. Sie sind ein reiner Werbegag mit ihrem markanten Karomuster.

Seine "Karriere" als "Marathon-Pater" geht bis ins Jahr 2006 zurück. In seinen Manager-Seminaren habe er den Teilnehmern immer den Tipp gegeben, Sport zu treiben. Das sei effektiv, um das Stresslevel zu regulieren. Sport treibe schließlich mehr Sauerstoff ins Hirn, sorge für einen besseren Gedankenfluss, für neue Ideen und Gedanken. Doch als er sich im Spiegel betrachtet habe, habe das schlechte Gewissen schließlich die Überhand gewonnen: Mit 1,85 Meter Körpergröße habe er damals über 90 Kilogramm gewogen. Also legte er die Turnschuhe an, schlich sich unbemerkt aus der Abtei und begann mit dem Laufen.

Wenige Wochen später wollte er es dann wirklich wissen: Der Ordensmann aus Duisburg meldete sich zum Berlin-Marathon an. Das Datum, den 24. September 2006, werde er nie vergessen, erinnert er sich. Die letzten der rund 42 Kilometer habe er mehr gehend als laufend verbracht. Doch er schaffte es durchs Brandenburger Tor, überquerte die Ziellinie. "Das machst Du nie, nie wieder", habe er damals auf den letzten Kilometern immer wieder zu sich selbst gesagt.

Doch schon ein Jahr später ging es zum nächsten Marathon nach Hamburg. Und diesmal bekamen seine sportlichen Ambitionen einen ganz neuen Sinn: Denn er erfuhr, dass sich andere Läufer für einen guten Zweck sponsern lassen - und das brachte ihn auf eine neue Idee.

Pater läuft für soziales Projekt "LebensWert"

In seiner pastoralen Arbeit im Duisburger Stadtteil Neumühl, einem sozialen Brennpunkt mit hoher Arbeitslosigkeit, hat Pater Tobias gleich mehrere soziale Projekte angestoßen. Unter dem Dach einer gemeinnützigen GmbH, dem "Projekt LebensWert", finden sich mittlerweile vier soziale Projekte, die sich um Bedürftige und sozial Schwache kümmern: Neben einem Offenen Treff, einer Sozialberatung und mehreren Projekten für Kinder und Jugendliche eröffnete der 59-Jährige mit Flüchtlingen ein syrisch-deutsches Restaurant.

Um all diese Projekte zu finanzieren, muss der "Marathon-Pater" weiterlaufen. Er findet Sponsoren, die seine sozialen Projekte unterstützen - doch dafür muss er seine selbst gesteckten Ziele erreichen. Und die wurden mit den Jahren immer höher. 155 Marathons habe er mittlerweile absolviert, den letzten vor wenigen Tagen zugunsten des Klosterneubaus der Prämonstratenser in Magdeburg.

Rund 30 bis 35 Marathons seien es pro Jahr, auch einige Ultra-Marathons mit teils über 100 Kilometern Laufstrecke seien inzwischen dazugekommen. Sogar in der Wüste des Oman ist er schon gelaufen. Allein in diesem Jahr seien rund 70.000 Euro an Spenden zusammengekommen, sagt Pater Tobias. Hinzu kamen in Magdeburg etwa 6.000 Euro für den Klosterneubau, wobei er sich hier 13.000 Euro als Zielmarke gesetzt habe.

Manchmal, so erzählt der Ordensmann, stimme er während des Laufs ein Kirchenlied an und singt dann beispielsweise "Morgenstern der finsteren Nacht". Woher er dafür während des Laufens die Luft nimmt - das ist wohl ohne Hilfe von oben kaum erklärbar.