Seemannsmission leistet "erste Hilfe für die Seele"

Rettungsring und Gesangbuch der Seemannsmission an Deck eines Schiffes
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Seeleute unter Druck
Seemannsmission leistet "erste Hilfe für die Seele"
Krisen wie die fortdauernde Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg führen nach den Erfahrungen der Seemannsmission weltweit zu einer "anhaltend schwierigen Lage" für Seeleute. In der Öffentlichkeit sei dies kaum bekannt.

"Viele kommen in den Häfen einfach nicht von Bord, auch nicht für eine medizinische Versorgung", bilanzierte Matthias Ristau, Generalsekretär der evangelischen Deutschen Seemannsmission (DSM), nach einer mehrtägigen Weltkonferenz der Organisation in Bad Bederkesa bei Bremerhaven.

Zu dem Treffen waren etwa 50 Mitarbeitende aus Deutschland, Europa und Übersee nach Norddeutschland gekommen. "Viele berichteten von extrem belastenden Situationen durch die Isolation an Bord", sagte der leitende Theologe Ristau. Es gebe Beispiele, die über mehrere Heuer-Verträge andauerten, bis zu 30 Monate lang.

"Landgang ist aber wichtig - gegen den Lagerkoller, um mal Abstand zu gewinnen, mal andere Leute zu sehen, den Kopf freizubekommen." Eine Umfrage unter Seeleuten habe gezeigt, dass es oft die Reedereien seien, die den Landgang untersagten, weil sie Corona-Infektionen in der Crew verhindern wollten.

Seelsorge und Hilfe - an Bord, an Land im Netz

Auch um den damit verbundenen Belastungen zu begegnen, will die Seemannsmission ihre Angebote zur Unterstützung und zur psychosozialen Notfallversorgung der Seeleute ausbauen. So gebe es mit dem Online-Kanal dsm.care eine englischsprachige Chat-Seelsorge, in der Notfallversorgung seien mittlerweile weltweit 30 Kolleginnen und Kollegen ausgebildet.

"Mit Besuchen an Bord und auch online unterstützen wir beispielsweise nach Todesfällen an Bord". so Ristau. Das sei "erste Hilfe für die Seele" nach belastenden Ereignissen, betonte Ristau: "Wir wollen Stabilität geben".

Grundsätzlich fehle in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die schwierige Arbeit der Seeleute, sagte Ristau. So kämen viele Güter des täglichen Bedarfs per Schiff nach Deutschland, das verdeutlichten die nun teils gerissenen oder extrem angespannten Lieferketten. "Die Probleme liegen aber nicht bei den Seeleuten, die in den zurückliegenden Pandemie-Jahren selbst in größten Krisenzeiten ihren Dienst versehen haben."

Zum Netzwerk der Deutschen Seemannsmission gehören mehr als 30 Stationen im In- und Ausland. Hunderte Haupt- und Ehrenamtliche leisten auf Schiffen, in Seemannsclubs und in Seemannsheimen Seelsorge und Sozialarbeit an Seeleuten aus aller Welt. Die Arbeit wird aus Kirchensteuern, öffentlichen Mitteln, Spenden und freiwilligen Schiffsabgaben der Reeder finanziert.