Blau-gelbes Fahnenmeer gegen prorussische Demo

© epd-bild/Peter Juelich/Peter Juelich (Jülich)
Eine Demonstrantin mit einem Plakat mit der Aufschrift "Wir überlassen Frankfurt nicht den Kriegstreibern". An der Alten Oper haben sich am Sonntag ca. 300 Ukrainer:innen und ihre Unterstützer:innen versammelt, um gegen die prorussische Demonstration zu protestieren.
Friedliches Zeichen gegen den Krieg
Blau-gelbes Fahnenmeer gegen prorussische Demo
Die Menschen in Hannover haben ein friedliches Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine gesetzt. Einem prorussischen Autokorso setzen sie ein blau-gelbes Fahnenmeer entgegen.

Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag in Hannover mit einem blau-gelben Fahnenmeer gegen den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine protestiert. Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) sprach die Polizei von mindestens 3.500 Teilnehmenden. Zeitgleich fuhren rund 350 Autos in einem von der Polizei begleiteten prorussischen Korso durch die niedersächsische Landeshauptstadt. Ihre Abfahrt hatte sich verzögert, da die Beamten die Befestigungen teils riesiger Flaggen bemängelt hatten. Verbotene Symbole wie das kriegsverherrlichende "Z" seien nicht beobachtet worden.

Die prorussische Aktion stand unter dem Motto: "Gegen Volksverhetzung, Mobbing und Diskriminierung der russischen Bevölkerung". Die Autos waren zum Teil mit Familien voll besetzt. Viele hatten eine russische Nationalflagge über die Motorhaube gebunden. Es habe eine Art Volksfeststimmung geherrscht, berichtete eine Beobachterin dem epd.

Der Autokorso musste auf seiner Tour zeitweilig durch ein Spalier ukrainischer Fahnen fahren. Gegendemonstranten schwenkten die blau-gelben Flaggen und hielten Schilder in deutscher, russischer und ukrainischer Sprache hoch. Auf ihnen war unter anderem zu lesen: "Russen, Putin ist auch euer Feind!", daneben ein durchgestrichen "Z". Auf Panzern und Uniformen der Russen im Ukraine-Krieg ist häufig ein weißes "Z" zu sehen. Medienberichten zufolge steht es offenbar für "Za Pobedu" - "Für den Sieg".

Faeser fordert konsequentes Einschreiten

Das niedersächsische Innenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass neben dem bereits als strafbar eingestuften Zeigen des Buchstabens "Z" auch Formen der Meinungskundgabe unzulässig seien, mit denen massiv und eindrücklich die Zugehörigkeit zur russischen Nation zur Schau gestellt werde. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte in der "Welt am Sonntag" in Berlin ein konsequentes Einschreiten der Polizei bei prorussischen Autokorso gefordert.

Die Anti-Kriegs-Demonstranten versammelten sich auf dem Platz zwischen der Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Aegidienkirche und dem Rathaus. Stellvertretend für die Stadtgesellschaft hatte der Freundeskreis Hannover dazu aufgerufen. "Hannover zeigt Haltung für eine sofortige Beendigung des Krieges", sagte der Vorsitzende des Freundeskreises, Matthias Görn. Die Bürgermeisterin Monica Plate (Grüne) sagte mit Blick auf die Menschenmenge und in Anspielung auf den Autokorso: "Das hier ist Hannover, nicht das, was auf den Straßen fahren wird." Sie appellierte an die Menschen, niemanden mit russischer Muttersprache anzufeinden.

Prorussische Demos in mehreren Städten

In Lübeck unterbrach die Polizei unterdessen am Samstagabend einen prorussischen Autokorso. Das Verhalten aus den Fahrzeugen heraus sei von Versammlungsbehörde und Polizei nicht toleriert worden, teilte die Polizei am Sonntag in Lübeck mit. Etwa 60 Fahrzeuge hatten den Angaben zufolge an dem angemeldeten Autokorso durch den Stadtteil St. Lorenz teilgenommen.

Auf dem Opernplatz in Frankfurt am Main fand am Sonntag unter strengen Auflagen eine prorussische Kundgebung statt. Angemeldet wurde die Demonstration unter dem Motto "Gegen Hetze und Diskriminierung der russischsprachigen Mitbürger".

In Frankfurt am Main sind am Sonntag mehrere Hundert prorussische Demonstranten durch die Innenstadt gezogen. An dem Aufzug vor der Alten Oper unter dem Motto "Gegen Hetze und Diskriminierung der russischsprachigen Mitbürger/Gegen Krieg - Für Frieden" beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers "Teilnehmer im hohen dreistelligen Bereich". Die Stadt Frankfurt am Main hatte die umstrittene Demonstration nach Gesprächen mit den Veranstaltern erlaubt, ein geplanter Autokorso war hingegen nicht genehmigt worden.

Rund um die Alte Oper stoppte die Polizei kreisende Fahrzeuge mit russischen Fahnen und unterband einen Autokorso. Prorussische Demonstranten äußerten der Polizei zufolge kriegstreiberische Parolen und zeigten Flaggen. Dadurch sei der Anfangsverdacht einer Straftat wegen Billigung eines Angriffskriegs erfüllt, sagte ein Polizeisprecher. Zahlreiche Gegendemonstranten stellten sich der prorussischen Demonstration entgegen. Die Polizei nannte zunächst keine Teilnehmerzahl, Medien berichteten von 1.500 Teilnehmern.

Mit einem Autokorso von Kaufbeuren nach Kempten und zurück haben Russlanddeutsche nach eigenen Angaben gegen eine Diskriminierung von russischsprechenden Menschen in Deutschland demonstriert. Wie der Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, Holger Stabik, dem epd mitteilte, hätten sich auf dem Versammlungsgelände in Kaufbeuren rund 275 Fahrzeuge und rund 600 Personen eingefunden. Der Autokorso sei "komplett friedlich" gewesen.

In Stuttgart fuhren am Samstag rund 200 Autos durch die Innenstadt und wandten sich unter anderem "gegen die Diskriminierung russischsprachiger Kinder in den Schulen", wie die "Stuttgarter Nachrichten" mitteilten. Auch im südbadischen Lörrach gab es am Sonntag prorussische Autokorsos. In Lübeck unterbrach die Polizei unterdessen am Samstagabend einen prorussischen Autokorso.