EKD-Präses zu Missbrauch: "Wir beanspruchen nicht die Deutungshoheit"

EKD-Präses zu Missbrauch: "Wir beanspruchen nicht die Deutungshoheit"
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, will das Thema Missbrauch stärker auf den jährlichen Synodentagungen verankern.

„Wir brauchen ein höheres Tempo, mit dem wir Aufarbeitung und Prävention vorantreiben“, sagte Heinrich am Montagnachmittag in Bremen im Anschluss an eine Diskussion über den Umgang der Kirche mit Fällen sexualisierter Gewalt auf der digitalen Herbsttagung der Synode.

Das Synoden-Präsidium stellte den Antrag, eine synodale Kommission einzusetzen, die das Thema Missbrauch inhaltlich für die Synodentagungen vorbereitet und die Delegierten fortlaufend informiert. Auch Betroffene sollen an der Arbeit der Kommission beteiligt werden. Über den Beschlussantrag soll am Mittwoch abschließend beraten werden.

Mit Blick auf die Diskussion über die gescheiterte Betroffenenbeteiligung betonte Heinrich: „Wir beanspruchen nicht die Deutungshoheit, über das was passiert ist.“ Das Ziel von Aufarbeitung und Prävention müsse „null Toleranz für die Täter und maximale Transparenz für Betroffene“ sein. Die Synode fordere nun, dass die Neuausrichtung der Betroffenenpartizipation und eine geplante Vernetzungsplattform für Betroffene rasch umgesetzt werden.

Der Rat der EKD hatte im Mai den erst im Herbst 2020 berufenen Betroffenenbeirat wieder ausgesetzt, nachdem es zu Konflikten innerhalb des Gremiums und in der Zusammenarbeit mit der EKD gekommen war. Einzelne Betroffene waren zurückgetreten. Der Grund waren die ungeklärte Basis der Zusammenarbeit mit der EKD und fehlende finanzielle Ressourcen.