Oblaten aus Roggen aus Todeszone

Roggenernte an der Kapelle der Versoehnung in Berlin
© epd-bild/Jürgen Blume
Archiv-Bild: Etwas 16 Jahre nach der ersten Aussaat wird am kommenden Mittwoch wieder Getreide auf dem einstigen Todesstreifen an der Berliner Mauer geerntet.
Ernte auf früherem Grenzstreifen
Oblaten aus Roggen aus Todeszone
16 Jahre nach der ersten Aussaat wird wieder Getreide auf dem einstigen Todesstreifen an der Berliner Mauer geerntet. Nach der Ernte des etwa 2.000 Quadratmeter großen Getreidefeldes an der Kapelle der Versöhnung in der Bernauer Straße werde das Roggen-Korn für diverse Projekte eingesetzt.

Wie die Stiftung Berliner Mauer am Montag mitteilte, wird ab Mittwoch gernetet. Ein Teil der Ernte wird den Angaben zufolge im Rahmen des Projekts Friedensbrot alljährlich mit Getreide aus elf Ländern Mittel- und Südosteuropas gemischt, das aus Saatgut von der Bernauer Straße gewachsen ist. Danach wird es gemahlen und zu einem pan-europäischen „Friedensbrot“ verbacken.

Aus dem Roggenmehl werden darüber hinaus Oblaten für die Feier des Abendmahls in der Kapelle der Versöhnung hergestellt. Das ebenfalls anfallende Stroh wird zur Verbesserung der Bodenqualität in den Boden eingearbeitet.

Studierende und Beschäftigte der lebenswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität engagieren sich seit 2006 mit Forschungsprojekten für das innerstädtische Roggenfeld auf geschichtsträchtigem Boden und übernehmen Pflege, Ernte und Aussaat.

Der Getreideanbau im ehemaligen Todesstreifen in der heutigen Bundeshauptstadt geht auf ein temporäres Kunstprojekt des Bildhauers und Steinmetzen Michael Sprengler im Jahr 2005 zurück, aus dem dann eine dauerhafte Einrichtung wurde.

Die Gemeinde und die benachbarte Stiftung Berliner Mauer sehen in dem Getreideacker ein „symbolträchtiges und nachhaltiges Zeichen für Leben“.