TV-Tipp: "Die Bestatterin: Die unbekannte Tote"

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TV-Tipp: "Die Bestatterin: Die unbekannte Tote"
28.Januar, ARD, 20.15 Uhr
Selbst wenn das Handlungsumfeld dramatisch ist, wie etwa in der ARD-Serie "Die Heiland": Anna Fischer versieht ihre Rollen fast immer mit einer komischen Note; außerdem wirkt sie ohnehin meist in Komödien mit. Für die Titelfigur der Krimireihe "Die Bestatterin" soll das allerdings offenbar nicht mehr gelten.

Dabei war der Auftakt "Der Tod zahlt alle Schulden" (2019) eine typische Heimatkrimikomödie. Davon kann im zweiten Film keine Rede mehr sein, selbst wenn viele Zuschauer den schwäbischen Dialekt spätestens seit Ulrike Grotes heiteren Heimatserien "Die Kirche bleibt im Dorf" und "Der letzte Wille" mit Mutterwitz und Heiterkeit assoziieren. Auch sonst bringt die zweite Episode, "Die unbekannte Tote", einige Veränderungen mit sich: Das Drehbuch stammt nun von Alex Buresch, der im Duett mit Matthias Pacht einige sehenswerte Sonntagskrimis für den Bayerischen Rundfunk geschrieben hat, darunter die "Polizeiruf"-Folgen "Und vergib uns unsere Schuld" und "Fieber" (beide mit Matthias Brandt). Regie führte Fabian Möhrke, der nach diversen Serienfolgen ("Frau Temme sucht das Glück", "Frau Jordan stellt gleich") zuletzt die gute Episode "Abfall" für die ZDF-Reihe "Herr und Frau Bulle" inszeniert hat.

Episodentitelfigur des zweiten Alb-Krimis ist eine attraktive Frau, die eines Morgens in elegantem Kleid im Wartehäuschen einer Bushaltestelle sitzt; äußerlich unversehrt, aber dennoch tot. Außer einem Autoschlüssel hat sie nichts bei sich. Vergebens versucht Lisa Taubenbaum, die das Bestattungsunternehmen ihres seit einem Unfall querschnittsgelähmten Vaters fortführt, die Identität der Toten herauszufinden. Vater Alfons (Artus Maria Matthiessen) hat derweil ganz andere Sorgen: Ein Investor (Robert Schupp) will gemeinsam mit Reitstallbesitzer Waibel (Thomas Schmauser) auf der Schwäbischen Alb einen Golfplatz anlegen. Voraussetzung ist die Zustimmung des Gemeinderats. Außerdem brauchen die beiden das Grundstück des alten Sturkopfs Dürr, aber der ist samt Auto spurlos verschwunden. Im Rathaus geht’s regelmäßig hoch her, denn Biobauer Zerwegg (Marc Zwinz) muss dringend seine Anbaufläche vergrößern, damit sein Betrieb auch weiterhin rentabel arbeiten kann. Also tut er alles, um den Golfplatz zu verhindern, weshalb die Diskussionen regelmäßig aggressiv werden. Alfons ist hin und her gerissen. Der Golfplatz würde Touristen ins Dorf locken, aber der Biohofbetreiber ist eindeutig sympathischer als der halbseidene Investor, und Bio ist schließlich die Zukunft. Mit der toten Frau im Wartehäuschen hat das alles selbstredend nur scheinbar nichts zu tun.

Ähnlich wie in den Donnerstagskrimis "Nord bei Nordwest" gibt es skurrile Figuren und gelegentlich witzige Situationen, aber die Grundtonalität ist eindeutig Krimi. Lisas Ermittlungsmotiv ist dabei gar nicht mal so sehr ihre Neigung zum Ermitteln, sondern zunächst mal moralische Pflicht sowie eine schlichte ökonomische Notwendigkeit: Auch ohne Namen hat die unbekannte Tote ein Recht auf ein anständiges Begräbnis; aber irgendwer muss es bezahlen. Die Geschäfte des Bestattungsunternehmens laufen derart schlecht, dass Lisa die Familie nur dank ihres gelernten Berufs als Physiotherapeutin über Wasser halten kann. Als sie zufällig im Wald das zum Schlüssel passende Auto und im Kofferraum den toten Dürr entdeckt, kommt mehr Bewegung in die Sache, als ihr lieb ist. Buresch und Möhrke haben zwar im Prolog verraten, wie sich die Lebenswege der eleganten Frau und des alten Bauern gekreuzt haben, aber mehr auch nicht; als Lisa das Rätsel löst, gerät sie prompt in große Gefahr.

Heiter sind, wenn überhaupt, noch am ehesten die Szenen mit Vater und Tochter, weil Artus Maria Matthiessen den Alten deutlich konsequenter als Rollenvorgänger Hartmut Volle als typischen schwäbischen "Bruddler" verkörpert, als Grantler also, der vor allem Lisa regelmäßig brüskiert. Sein Gewissenszwiespalt ist allerdings durchaus seriös erzählt, ebenso wie Lisas Beziehung zum Stuttgarter Kommissar Zellinger (Christoph Letkowski): Ihre Zuneigung erhält einen kräftigen Dämpfer, als nach einer gemeinsamen Nacht unverhofft der kleine Sohn des Polizisten vor dem Bett steht; sie hatte bis dahin keine Ahnung, dass Zellinger ein Kind hat. Die einzige "Witzfigur" des Films ist Dorfpolizist Andi (Helgi Schmid als Nachfolger von Patrick von Blume), der mit erkennbarem Unwillen auf jede Art von Arbeit reagiert. Der Konflikt im Gemeinderat ist dagegen sehr authentisch, und das keineswegs nur wegen der ausgeprägten Mundart.