Corona-Leugner laden zu "Gottesdienst" - Nürnberger Kirchen distanzieren sich

St. Lorenz in Nürnberg sollte Sammelplatz für Corona-Leugner werden
©Daniel Karmann/dpa
Corona-Leugner hatten für Sonntagnachmittag zu einem angeblichen Gottesdienst vor der Lorenzkirche in Nürnberg aufgerufen - doch kein "Querdenker" erschien (Archivbild).
Corona-Leugner laden zu "Gottesdienst" - Nürnberger Kirchen distanzieren sich
Weil alle Querdenker-Demos im Großraum Nürnberg verboten wurden, hatten einige Corona-Leugner zum "Gottesdienst" vor der Lorenzkirche aufgerufen. Beide Kirchen distanzierten sich schnell. Vor St. Lorenz blieb am Sonntagabend dann doch alles ruhig.

Corona-Leugner hatten für Sonntagnachmittag zu einem angeblichen Gottesdienst vor der Lorenzkirche in Nürnberg aufgerufen - doch kein "Querdenker" erschien. Die Kirchen distanzierten sich ab Freitagnachmittag deutlich von den Plänen: Die evangelische Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern sprach von einem "dreisten Trick", dass Corona-Leugner ihre von Gerichten verbotenen Demonstrationen nun zu einem "Pseudo-Gottesdienst" umetikettieren wollten.

 

Bischöfin Hann von Weyhern sagte, es handle sich "offensichtlich um einen Missbrauch des Grundrechts auf Religionsfreiheit". Wenn die Demo-Anmelder von Gerichten nun "mit guten Gründen" in die Schranken gewiesen würden, begingen sie "Etikettenschwindel" und nähmen fälschlicherweise Religionsfreiheit für sich in Anspruch. Einen "Gottesdienst gegen jemanden zu halten", habe jedoch nichts mit einem christlichen Gottesdienstverständnis zu tun. Solche Pläne provozierten ihren "energischen Widerspruch".

Die Nürnberger Regionalbischöfin Hann von Weyhern (Archivbild) wirft den Corona-Leugnern, die zu einem angebilchen Gottesdienst aufgerufen hatten, "Etikettenschwindel" vor.

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken sagte dem epd, vor der Lorenzkirche habe es am Sonntagabend keine spontane Versammlung gegeben. Auf der Fürther Freiheit allerdings hatten sich einige Corona-Leugner zu einer Kundgebung eingefunden. Weil die Stadt Fürth diese jedoch - wie zuvor auch die Städte Nürnberg und Stein - verboten hatte, löste die Polizei die Versammlung auf und nahm  die Personalien der Teilnehmer auf, so die Sprecherin.

"Missbrauch des Begriffes Gottesdienst"

Das Evangelische Stadtdekanat und die Katholische Stadtkirche hatten am Samstag gemeinsam mitgeteilt, dass die Initiatoren die Menschen mit dem Etikett "Gottesdienst" vorsätzlich "und auf inakzeptable Weise" in die Irre leiten wollten. Die evangelische und katholische Kirche in Nürnberg "verurteilen den Missbrauch des Begriffes Gottesdienst" und distanzierten sich von der Aktion, heißt es in der Stellungnahme des evangelischen Stadtdekans Jürgen Körnlein und des katholischen Stadtdekans Andreas Lurz.

Die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg begrüßte die Verbote der "Querdenker"-Demos im Großraum Nürnberg sowie die Bestätigung der Verbote durch die Gerichte. Das Bündnis rief dazu auf, am Sonntag "nicht zu demonstrieren": Wer für Demokratie stehe, "steht nicht mit Demokratiefeinden auf der Straße". Auch Gegendemos sollten abgesagt werden - aus Gründen des Gesundheitsschutzes, und um nicht von den Corona-Leugnern gekapert zu werden.

Bereits am Freitagnachmittag hatte das evangelische Dekanat Nürnberg vor Aufrufen zu dem angeblichen Gottesdienst vor der Lorenzkirche gewarnt. In verschiedenen Social-Media-Kanälen werde zu der Veranstaltung aufgerufen, die einen Ersatz für eine verbotene Demonstration von Corona-Maßnahmen-Kritikern sein solle, teilte das evangelische Dekanat etwa im sozialen Netzwerk Facebook mit. Die Kirche habe nichts mit diesem Aufruf zu tun. Sie bitte die Menschen, stattdessen zu Hause zu bleiben.

Die Stadt Nürnberg hatte am Mittwoch beschlossen, für diesen Sonntag angemeldete Versammlungen zu untersagen, weil zu erwarten sei, dass die Auflagen missachtet und Abstandsregeln und die Maskenpflicht ignoriert werden könnten. Dazu war es in Nürnberg bei Kundgebungen am 3. Januar gekommen, die überregional für Diskussionen gesorgt hatten. Die neuen Versammlungen seien unter dem Motto "03.01.2021 reloaded - Söder, wir kommen wieder" angekündigt worden, hieß es.

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Die Polizei in Mittelfranken hatte sich darauf vorbereitet, dass trotz des Demo-Verbotes Menschen auf die Straße gehen - etwa, um vor der Lorenzkirche einen "Gottesdienst" zu begehen. Dass dies sei nicht zulässig sei, hatte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) zuvor per Twitter und Instagram klargestellt: "Ein öffentlicher 'Spontangottesdienst' ist nicht zulässig, da keine Sondernutzungserlaubnis für den öffentlichen Grund vorliegt." Dies könnten ohnehin nur Religionsgemeinschaften beantragen.