Prozess gegen umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel beginnt

St.-Martini-Kirche in der Bremer Innenstadt  besprayt gegen Homophobie
©epd-bild/Dieter Sell
Unbekannte Täter haben eine Mauer vor der evangelischen St.-Martini-Kirche in der Bremer Innenstadt mit Parolen gegen Homophobie beschmiert. An der St.-Martini-Kirche arbeitet der umstrittene Bremer Pastor Olaf Latzel, der ab Freitag (20. November) wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung vor Gericht steht.
Prozess gegen umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel beginnt
Vor dem Amtsgericht in Bremen beginnt am Freitag der Prozess gegen den umstrittenen Pastor Olaf Latzel. Der streng konservative evangelische Theologe und Gemeindepastor der Bremer St.-Martini-Innenstadtgemeinde muss sich wegen des Vorwurfes der Volksverhetzung verantworten.

Aufgrund der Abstandsregeln im Zuge der Corona-Pandemie ist der Prozess in den kleinen Festsaal des Bremer Konzerthauses "Die Glocke" verlegt worden. (Az: 96 Ds 225 Js 26577/20). Die Staatsanwaltschaft Bremen wirft Latzel vor, er habe sich vor etwa 30 Ehepaaren in einem sogenannten "Eheseminar" in seiner Kirchengemeinde im Herbst 2019 über Gender und Homosexuelle in einer Weise geäußert, die den Tatbestand der Volksverhetzung erfülle. Einen Audiomitschnitt des Seminars habe er für jedermann verfügbar auf einer Internetplattform online gestellt. Aufgrund der ihm bekannten hohen Anzahl seiner Follower - aktuell fast 25.000 - müsse sich der Angeklagte über die Reichweite seiner Äußerungen bewusst gewesen sein, hieß es.

Latzel hatte im Verlauf des Seminars gesagt, Homosexualität stehe gegen die göttliche Schöpfungsordnung. Er warnte vor einer "Homolobby": "Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day. Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch." Das verunsichere Leute, zerstöre Zivilisation und Kultur. Homosexualität sei todeswürdig und ein Gräuel.

Ende April hatte der Pastor erklärt, er habe in dem Eheseminar das Wort Verbrecher lediglich im Zusammenhang mit aggressiven Attacken auf ihn und seine Gemeinde verwendet. Für ihn seien Homosexuelle nicht generell Verbrecher.

Alle großen Fernsehsender, viele Nachrichtenagenturen und auch überregionale Zeitungen haben sich zu dem Prozess angemeldet. Zuschauer können die Verhandlung nur eingeschränkt verfolgen: Um Abstände einzuhalten, gibt es für sie derzeit etwa 30 Plätze.