Diakonie-Präsident sieht in Corona-Krise "Brennglas" auf Probleme

Diakonie Deutschland-Präsident Ulrich Lilie zur Corona-Krise
©epd-bild/Heike Lyding
Diakonie Deutschland-Präsident Ulrich Lilie konstatiert, dass durch die Corona-Krise bestehende Probleme in der Gesellschaft deutlicher zutage treten.
Diakonie-Präsident sieht in Corona-Krise "Brennglas" auf Probleme
Die Corona-Krise hat nach Ansicht von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie bestehende Probleme in der Gesellschaft deutlicher zutage treten lassen. Die Krise sei wie ein Beschleuniger und Brennglas zugleich, sagte der Theologe am Mittwochabend in Berlin bei einer im Internet übertragenen Podiumsdiskussion.

Als Beispiel nannte Lilie eine wachsende soziale Ungleichheit im Land. Deutschland müsse darauf achten, soziale Teilhabe und Lebensbedingungen einigermaßen vergleichbar zu halten.

Mit Blick auf die Rolle der Kirchen in der Pandemie sagte der Chef des evangelischen Wohlfahrtsverbandes, diese seien Orte der Vergewisserung und der Hoffnung, aber "keine Trostmaschine". Zugleich sei es auch Aufgabe der Kirchen einzuladen, um über die Götzen dieser Zeit wie etwa das unbegrenzte Wachstum zu diskutieren.

Für Gottesdienste in der Weihnachtszeit, zu denen wegen der Corona-Schutzverordnungen nur begrenzt Besucher zugelassen sind, schlug Lilie die Devise vor: "Kurz, kalt und kreativ."

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte in der Veranstaltung der Katholischen Akademie, die Corona-Krise sei wie eine unfreiwillige Fastenzeit. Aufgabe der Kirche müsse es sein, bei den Menschen und ein Zeichen der Hoffnung zu sein. Die große Frage sei, "wie es nach der Zeit der Nicht-Gemeinschaft weitergehen wird", sagte Koch. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: "Vom Umgang mit Wissen, Unsicherheit und Demut in der Corona-Krise." Mit Blick auf Weihnachten sagte Koch, im Erzbistum wolle er viele kurze Gottesdienste haben, die teilweise auch draußen gefeiert werden könnten.

Der Chefdramaturg des Deutschen Theaters Berlin, Claus Caesar, äußerte in der Debatte sein Unverständnis über die neuerliche Schließung der Theater. Theater seien soziale Orte, und die Aufführungen seien auf die Zuschauer vor Ort angewiesen. "Unser Selbstverständnis ist es, Fragen aufzuwerfen, auf Widersprüche aufmerksam zu machen." Diese Aufgabe sei den Theatern bereits im Frühjahr schnell genommen worden. Caesar kündigte an, nach anderen Räumen und Auftrittsmöglichkeiten wie etwa "die Straße" zu suchen, um das Publikum dabei zu haben.