EKHN-Experten lehnen Einführung von freiwilligem Wehrdienst ab

Zwei Wehrdienstleistende der Panzerbrigade 12 gehen durch die Leopold-Kaserne.
©Daniel Karmann/dpa
Die Bewerberzahl für den freiwilligen Wehrdienst sind weiter niedrig, obwohl sich ab dem 1. September Jugendliche ab 17 Jahren für den speziellen zwölfmonatigen Wehrdienst bei der Bundeswehr melden könne. Kirche kritisieren diese Nachwuchs Rekrutierung scharf.
EKHN-Experten lehnen Einführung von freiwilligem Wehrdienst ab
Die hessen-nassauische Friedenspfarrerin Sabine Müller-Langsdorf und der Referent für Friedensbildung im Frankfurter Zentrum Oekumene, Wolfgang Buff, haben die Einrichtung eines freiwilligen Wehrdienstes zum Heimatschutz für Minderjährige scharf kritisiert.

Der Dienst an der Waffe für unter 18-Jährige sei ein "Täuschungsmanöver zur Rekrutierung von militärischem Nachwuchs", sagte Müller-Langsdorf am Montag in Darmstadt. Außerdem widerspreche er "den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention". Ab 1. September können Jugendliche ab 17 Jahren den speziellen zwölfmonatigen Wehrdienst bei der Bundeswehr ableisten.

Wolfgang Buff kritisierte die Wortwahl "freiwilliger Wehrdienst" bei dem neuen Angebot. Dadurch knüpfe die Bundeswehr an den Begriff "Freiwilligendienst" an und nutze den positiv besetzen Ausdruck für das Engagement jüngerer Menschen in sozialen Einrichtungen, ökologischen Projekten sowie der internationalen und nationalen Friedens- und Versöhnungsarbeit aus. Tatsächlich gehe es bei dem Dienst aber um "langfristige Nachwuchsgewinnung für die Bundeswehr". Er sei kein pädagogisch begleiteter Lerndienst, "sondern eine verkürzte militärische Ausbildung". Zudem werde beim freiwilligen Wehrdienst ein Sold von rund 1.500 Euro gezahlt, der "das Ethos eines Freiwilligendienstes ad absurdum führt".

Müller-Langsdorf und Buff verwiesen auch auf ein Positionspapier der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das sich deutlich gegen die Rekrutierung Minderjähriger ausgesprochen habe. Das einstimmig von der Kirchensynode verabschiedete "Impulspapier Frieden" vom November 2019 kritisiere auch die verstärkte Präsenz von Jugendoffizieren in Schulen. Es sollten auch Referenten aus der Friedensarbeit die Möglichkeit erhalten, ihre Standpunkte vor Schülerinnen und Schülern zu erläutern. Die beiden Experten betonten zudem das Engagement der EKHN in der friedenspolitischen Initiative "unter18nie".