EKD-Ratsvorsitzender sieht Kirche bunter und vielfältiger werden

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EKD-Ratsvorsitzender sieht Kirche bunter und vielfältiger werden
Die Corona-Krise hat nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den Alltag und die Verkündigungspraxis der Kirchen nachhaltig und dauerhaft verändert.

"Der Gottesdienst ist nach der Corona-Pandemie spürbar facettenreicher geworden", sagte Bedford-Strohm bei einer Online-Pressekonferenz zur Vorstellung einer Studie zu digitalen Verkündigungsformaten. Danach gibt es einen Digitalisierungsschub in der evangelischen Kirche. Dadurch werde sich die Kirche insgesamt ändern: "Sie wird bunter und vielfältiger sein", so Bedford-Strohm

Der EKD-Ratsvorsitzende wies Kritik zurück, die Kirchen seien während der Corona-Pandemie nicht nahe genug an den Menschen gewesen. "Es kann überhaupt keine Rede davon sein, dass die Kirche sich weggeduckt hat oder womöglich die Pfarrerinnen und Pfarrer sich zurückgezogen haben", sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist: "Die waren präsent, die haben Kontakt mit den Leuten gehabt und gehalten."

"Nachfrage-Boom" bei Gottediensten

Die Mitarbeiter der Kirchen hätten diese Herausforderung mit großer Energie und Willenskraft angegangen, sagte der Theologe. Die frühere Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hatte im Mai kritisiert, die Kirche habe in der Corona-Krise Hunderttausende Menschen allein gelassen - Kranke, Einsame, Alte, Sterbende.

Die digitalen Formate würden die persönlichen Begegnungen in den Kirchen freilich nicht ersetzen, betonte Bedford-Strohm. Deshalb sei es spannend, wie man die digitalen Formate und die Präsenzgottesdienste, "die natürlich weiter eine zentrale Bedeutung haben werden", miteinander verbindet. Es sei davon auszugehen, dass künftig vermehrt mit "hybriden Formaten", bei denen sowohl eine direkte Teilnahme in einer Kirche als auch die digitale Teilnahme möglich ist, zu rechnen sei.

Das EKD-Kirchenamt hatte die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) in Berlin Ende April beauftragt, die digitalen Verkündigungsformate während der Corona-Krise zu untersuchen. Als repräsentative Stichprobe wurden den Angaben zufolge vier evangelische Landeskirchen ausgewählt: die Nordkirche, die Kirche in Mitteldeutschland, die Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Landeskirche in Württemberg. Während der Corona-Krise sei danach ein deutliches Mehr an Verkündigungsformaten im Vergleich zu der Zeit vor der Covid-19 Pandemie feststellbar gewesen.

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60 Prozent der digitalen Verkündigungsformate seien digitale Andachten und "digitale andachtsähnliche Formate", noch vor den digitalen Gottesdiensten, so die Autoren. Mit Blick auf die durchschnittliche Gottesdienstbesucherzahl an einem normalen Sonntag vor der Pandemie und während der Corona-Krise sei ein Zuwachs von 287 Prozent zu verzeichnen gewesen. Daher könne man von einem "Nachfrage-Boom" sprechen, sagte Daniel Hörsch, der als Sozialwissenschaftlicher Referent bei midi die Studie geleitet hat. Der Digitalisierungsschub sei zudem nachhaltiger Natur: 78 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie durch die Corona-Krise "digitalisiert" wurden. 72 Prozent hätten zudem gesagt, dass sie die digitalen Formate nach dem Lockdown fortführen wollten. Hörsch zufolge ist deshalb davon auszugehen, dass künftig vermehrt mit "hybriden Formaten" der Verkündigung zu rechnen sein wird.