TV-Tipp: "Dennstein & Schwarz: Schuldenfalle" (ARD)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Dennstein & Schwarz: Schuldenfalle" (ARD)
26.6., ARD, 20.15 Uhr
Es ist keine allzu große Überraschung, dass den Fernsehsendern das Einschaltverhalten der Zuschauer wichtiger ist als die Meinung der Kritiker; und manchmal ist das tatsächlich auch gut so. Als das "Erste" im Frühjahr 2018 die erste Steiermark-Komödie mit dem gegensätzlichen Anwältinnenduo Paula Dennstein und Therese Schwarz ausgestrahlt hat, sprach aus Kritikersicht wenig für eine Fortsetzung: die Geschichte schlicht, die Figuren eindimensional, die Darstellung teilweise grotesk. Trotzdem haben die ARD-Tochter Degeto und der österreichische ORF an dem Konzept festgehalten, und siehe da: "Schuldenfalle", der erste von zwei neuen Filmen, ist überraschend kurzweilig.

Das liegt vor allem an den beiden Hauptfiguren sowie an Maria Happel und Martina Ebm. Die Nebenfiguren haben sich zwar nicht nennenswert weiterentwickelt, weshalb auch die Schauspieler nicht viel mehr Spielraum haben, aber da sich die Handlung nicht mehr allein auf den Zwist zwischen Paula Dennstein und ihrer Familie konzentriert, ist für deutlich mehr Abwechslung gesorgt.
Die Juristinnen, im ersten Film noch Kontrahentinnen, haben sich zusammengetan; die Handlung beginnt mit der Eröffnung der Kanzlei. Ihr erster Fall ergibt sich eher zufällig: Paula wird Zeugin, wie sich ein Mann von einem Turm stürzen will. Sie überwindet ihre Höhenangst und rettet ihn. Dann stellt sich jedoch heraus, dass Willi Schulz (Sebastian Hülk) zwar in der Tat verzweifelt, aber keineswegs lebensmüde ist.

Der alleinerziehende Witwer ist vielmehr Opfer der miesen Masche eines betrügerischen Unternehmens geworden. Da er keinen Kredit bekommt, um seine Schulden zu tilgen, muss er wohl oder übel sein Haus verkaufen. Das wiederum würde ihm das Herz brechen, weil es für ihn und seine beiden kleinen Töchter voller Erinnerungen an seine verstorbene Frau steckt.
Die zweite Ebene des Drehbuchs knüpft an den Auftakt an: Paula will sich scheiden lassen; Kanzleipartnerin Schwarz reicht eine entsprechende Klage ein, weil Felix Dennstein schon seit geraumer Zeit eine Affäre hat. Prompt ist Schwiegermutter Alexandra jedes Mittel recht, um zu verhindern, dass Paula auch nur einen Cent aus dem familiären Vermögen bekommt. Krista Stadler muss die Frau auch diesmal wieder als in Bosheit erstarrte Matriarchin verkörpern, was sie jedoch überzogen wirken lässt. Zum Ausgleich legt Johannes Krisch Paulas zukünftigen Ex-Gatten nicht mehr als Karikatur an; gegen Ende wird Felix gar zur tragischen Figur der Geschichte.

Im Grunde folgt "Schuldenfalle" einem ähnlichen Muster wie die Freitagsfilmreihen über Helferinnen mit Herz ("Die Eifelpraxis", "Praxis mit Meerblick"): Auf der horizontalen Ebene, die sich durch mehrere Filme zieht, dominiert das Gefühl; außerdem gibt es einen in sich abgeschlossenen Fall. Clever führt Konstanze Breitebner, die auch das Drehbuch für den Auftakt geschrieben hat, noch einen weiteren Handlungsstrang ein: Therese Schwarz verliebt sich, erlebt allerdings eine unangenehme Überraschung, als sich rausstellt, in welcher Verbindung Anwaltskollege Thomas Lange (Bernhard Piesk) zur Familie Dennstein steht; fortan haben die beiden ganz erhebliche Schwierigkeiten, Beruf und Privatleben zu trennen, was dem Film diverse amüsante Momente beschert.
Am interessantesten an "Schuldenfalle" ist trotzdem die reizvollen Konstellation des Titelduos: Schwarz ist jung, attraktiv, sportlich und ehrgeizig, Dennstein ist erfahren, kompakt und pure Energie; außerdem hat sie ein großes Herz, weshalb sie den Fall des mittellosen Willi Schulz pro bono übernimmt, und geht auch gern mal unkonventionelle Wege, um ihr Ziel zu erreichen.

Die Geschichte des verwitweten Vaters ist ohnehin gerade auch juristisch interessant. Natürlich können die Anwältinnen dem sympathischen Elektriker helfen, aber wie ihnen das gelingt, ist ein kleiner Knüller. Der Strang "Dennstein vs. Dennstein" endet ebenfalls überraschend. Sehenswert im Wortsinn ist auch die Bildgestaltung. Regie führte erneut Michael Rowitz ("Hotel Heidelberg"), für die Bildgestaltung war wieder Andrés Marder verantwortlich. Lästig ist allein die gelegentliche Hektik, in die die Kamera verfällt, wenn eine Figur in Eile ist, sodass man beim Zuschauen ganz wuschig wird, aber ansonsten ist die Anmutung des Films sehr angenehm. Besonders hübsch anzuschauen sind die dank farblicher Bearbeitung leicht angekitschten Ansichtskartenbilder, aber auch die Innenaufnahmen sind von einem deutlichen visuellen Konzept geprägt. Martina Ebms Augen zum Beispiel erstrahlen in einem geradezu überirdischen Blau, das wiederum bestens mit ihrer Kleidung harmoniert. Auf diesem vielversprechenden handwerklichen und inhaltlichen Qualitätsniveau lässt sich aufbauen.