Pfingsten als Fest der gegenseitigen Verständigung

Pfingsttaube am Berliner Dom
© epd-bild/Norbert Neetz
Mosaik im Portal des Berliner Doms mit Darstellung einer Taube als Symol des Heiligen Geistes. Wie die Krippe zu Weihnachten und die Eier zu Ostern gehört die Taube zu Pfingsten, dem dritten großen Fest der Christenheit.
Pfingsten als Fest der gegenseitigen Verständigung
An Pfingsten sind zwar anders als an Ostern wieder Gottesdienste mit Gemeinde möglich, doch in den Pfingstbotschaften leitender Geistlicher sind die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen Thema.

Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche haben die Botschaft von Pfingsten als Fest des gegenseitigen Verständnisses betont. Für den Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, ist Pfingsten das Fest einer "pluralistischen und doch solidarischen Gesellschaft". Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung rief dazu auf, die weltweiten Folgen der Corona-Pandemie deutlicher in den Blick zu nehmen als bisher. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) lobte in ihrer am Freitag veröffentlichten Pfingstbotschaft die kreativen Wege der Verkündigung des Evangeliums und die neuen Formen des Miteinanders trotz des Abstandsgebots.

Für Christen gilt das Pfingstfest als "Geburtstag der Kirche", es ist das Fest des Heiligen Geistes. In der biblischen Geschichte sorgt Gottes heilige Geistkraft dafür, dass sich plötzlich Menschen unterschiedlicher Sprachen und Nationen ohne Hemmnisse verstehen. Diakoniepräsident Lilie sagte in seiner in Berlin veröffentlichten Pfingstbotschaft, das Wirken des Geistes zeige sich überall, wo die Idee der Solidarität oder Nächstenliebe gepflegt und gelebt wird.

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck und der Vizepräses der Evangelische Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, betonten in einer gemeinsamen Video-Botschaft den Wert der Solidarität für die Gesellschaft, die in der Corona-Krise vielerorts besonders sichtbar geworden sei. Die Pandemie habe "viele Selbstverständlichkeiten und das normale Leben radikal verändert", sagte Pistorius. "Dennoch sehen viele trotz aller Sorge auch, was sie tun können: bei anderen Menschen zu sein, in ihren Nöten zu helfen und das Gemeinwohl im Blick zu haben."

Nach den Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung bleiben Menschen weiter durch den Umgang mit dem Coronavirus sehr herausgefordert. "Viele sehnen sich nach dem normalen Leben, in dem Kinder wieder in Kindergärten und Schulen gehen können und ihre Omas und Opas besuchen können. Ein Leben, in dem Menschen sich treffen können - in kleinen und großen Gruppen und sich endlich einmal wieder ohne Angst vor Ansteckung in die Arme nehmen können", sagte Jung. Noch sei das alles nicht möglich. "Es ist weiter Vorsicht geboten. Dazu brauchen wir gute Nerven und viel innere Kraft."

Verantwortung und Gemeinsinn stärken

In vielen Gemeinden finden am Pfingstwochenende wieder Gottesdienste mit Gemeinde statt - unter strengen Hygienevorschriften. In katholischen und evangelischen Kirchen müssen Besucher den Mindestabstand einhalten, einen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich namentlich registrieren. Seit Anfang Mai sind in Deutschland wieder Gottesdienste mit Gemeinde möglich. Die langsam beginnenden Erleichterungen für viele sieht der Vorstand der ACK dennoch mit Freude. Zugleich mahnt er: "Wir wissen uns dazu verpflichtet, dieses Vertrauen nicht leichtfertig zu verspielen und nicht sorglos mit der eigenen Gesundheit und der unseres Nächsten umzugehen."

Das Pfingstfest wird seit Ende des vierten Jahrhunderts 50 Tage nach Ostern gefeiert, in diesem Jahr am 31. Mai und 1. Juni. Am Donnerstag hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in seiner Pfingstbotschaft gesagt, die Pfingstgeschichte könne die Menschen dazu inspirieren, Verantwortung und Gemeinsinn zu stärken, Spaltungen zu überwinden und Widerstand gegen Hass zu befördern.