Wegen Corona: Kirchliche Jugendhäuser und Zeltlagerplätze in Geldnot

Das Jugendhaus am Knappenberg im Dekanat Sulzbach-Rosenberg
© epd-bild/Gabriele Ingenthron
Das Jugendhaus am Knappenberg im Dekanat Sulzbach-Rosenberg gilt als beliebte Herberge.Doch seit Corona bangt es um seine Existenz.
Wegen Corona: Kirchliche Jugendhäuser und Zeltlagerplätze in Geldnot
Vom Konfizeltlager bis zur Jugend- und Schülerfreizeit: Wegen Corona sind alle Buchungen in den kirchlichen Jugendbildungsstätten und Tagungshäusern abgesagt. Ein schweres Paket, das die Häuser in diesen Tagen zu tragen haben.

Das evangelische Jugendhaus Knappenberg im Kreis Amberg-Sulzbach gilt als Wohlfühlherberge: Das Haus mit seinen 40 Betten liegt inmitten eines großen Waldgebietes und ist ökologisch gebaut. Die Gäste werden mit regionalen Lebensmitteln versorgt. Seit 2017 gibt es auch eine spirituelle Begegnungsstätte, die von Jugendlichen selbst erbaut wurde. Auch Erwachsene fühlen sich hier im Grünen wohl.

Doch die Corona-Pandemie hat alles verändert: Die Mehrbettzimmer stehen leer. Das Haus ist unbewohnt. "Eine Katastrophe", sagt Dekanatsjugendreferent Bernd Deyerl. Erst Ende Februar wurden Renovierungsarbeiten im Inneren des Hauses abgeschlossen, alles ist frisch gestrichen. Auch eine neue umweltfreundliche Kläranlage wurde gebaut. "Wir haben viel investiert und jetzt das. Wirtschaftlich gesehen ist das für uns der Wahnsinn."

Dabei war 2019 das bislang erfolgreichste Jahr, sagt Deyerl. Von 365 Tagen war das Jugendhaus 330 Tage belegt. Insgesamt gab es über 6.000 Übernachtungen. Die hohen Investitionskosten seien berechtigt gewesen, weil man auch künftig von einer rentablen Auslastung ausgehen konnte. Dann kam die Nachricht, dass die Häuser wegen der Corona-Ansteckungsgefahr bis auf weiteres geschlossen werden müssen.

Seitdem kann das Jugendhaus keine Einnahmen mehr vorweisen. "Wir stehen jetzt mit einem Minus von 80.000 Euro da", sagt Deyerl. Bei einem jährlichen Gesamtumsatz von 273.000 Euro sei das ein riesiger Batzen Geld. Ein Drittel davon seien Personalkosten. Bereits drei Mitarbeiterinnen mussten in Kurzarbeit geschickt werden.

Überall Unsicherheit

Auf "wackeligen Füßen" steht derzeit auch das evangelische Dekanatsjugendheim Christoph-Simon-Haus, sagt Catharina Demmer, die geschäftsführende Dekanatsjugendreferentin. Das Haus liegt im Zentrum von Riedenburg (Kreis Kelheim) und inmitten des Naturparks Altmühltal. Zwar sei man noch "weit davon entfernt", eine Schließung ins Kalkül zu ziehen. Dennoch seien bereits drei Angestellte in Kurzarbeit.  

Außerdem rechne man bis Ende des Jahres mit einem Defizit von bis zu 60.000 Euro, sollte das Haus aufgrund der Bestimmungen der Staatsregierung und der Gesundheitsämter weiter geschlossen bleiben. Das Haus verfügt über 38 Schlafplätze in zwölf Zimmern. "Es ist ein kleines Haus, in dem man auf engem Raum zusammenlebt", sagt Demmer. Etwa 4.000 Übernachtungen habe es im vergangenen Jahr gegeben, Tendenz steigend. Insgesamt sieht die Sozialpädagogin das Haus in einer "unsicheren Situation".

Ungewisse Zukunft

Noch ist der Zeltlagerplatz Plößberg (Kreis Tirschenreuth) vollkommen verwaist. Hochsaison herrscht hier erst von Christi Himmelfahrt bis Mitte September - nur nicht in diesem Jahr, weil die Zeltlager abgesagt sind. Dadurch rechnet Dekanatsjugendreferent Thomas Vitzthum mit Einnahmeverlusten von bis zu 30.000 Euro. Denn die Personal- und Unterhaltungskosten liefen weiter, "unabhängig von den Bewegungen am Zeltplatz". 

Luftansicht des  normelerweise gut besetzten Zeltlagerplatz Plößberg.
Mehr als 8.000 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland kommen jährlich in das große Ferienlager. Seit Jahrzehnten ist der Zeltlagerplatz eine Institution, für Konfi-Freizeiten bis hin zu Wochenenden. Auch hier eine ungewisse Zukunft. Dabei könnte der Plößberg heuer gleich zweimal Jubiläum feiern: Den Zeltlagerplatz gibt es seit 40 Jahren und seit 20 Jahren gehört er dem evangelischen Dekanat Weiden.

Weniger belastend dürften die Auswirkungen auf das Jugendgästehaus Altglashütte (Kreis Tirschenreuth) sein, schätzt Vitzthum. Bei der Selbstversorgereinrichtung fielen die Personalkosten nicht allzu sehr ins Gewicht. Das gilt auch für die Jugend-Tagungsstätte Rammelsbach (Kreis Passau). Wie Dekan Wolfgang Bub erläutert, liefen zwar die Grundkosten ohne Einnahmen weiter, aber die Personalkosten seien überschaubar, der Hausmeister habe auch ohne Belegung "genug zu tun". Generell gelte für die Versorgerhäuser: je größer, desto höher die Defizite.

Derzeit legt die Staatsregierung einen Hilfsfonds auf für Jugendherbergen, Schullandheime, Familienferienstätten und Jugendbildungsstätten. Ob darunter auch das Jugendhaus Knappenberg fällt, ist nicht sicher. Rein nominell fiele es nicht darunter, "dabei geht es uns faktisch schlecht", sagt Deyerl.