Fastenmail Woche 10: Steh auf und iss!

Fastenmail Woche 10: Steh auf und iss!
Sieben und mehr Wochen Zuversicht
Manchmal will man nur noch, dass es aufhört. Dann tut es gut, wenn jemand mit einer Stärkung kommt und man gesagt bekommt, dass der Weg noch lang ist.

Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

1. Könige 19,1–8

Liebe Menschen mit mehr oder weniger viel Zuversicht,

zum ersten Mal schreibe ich eine zweistellige Fastenmail. Zehn Wochen sind es nun, und ein Ende ist nicht in Sicht. Wir bleiben möglichst auf Abstand. Wir dürfen wieder einkaufen gehen, aber dabei sollen wir Masken tragen. Während draußen die Natur ein enormes Tempo aufnimmt, bleiben wir lieber langsam. Unsere Ausdauer ist gefragt, und wir fragen uns, wie lange dieser Zustand auszuhalten ist.

Darum habe ich für diese Woche einen Bibeltext ausgesucht, der von einem Moment handelt, an dem gar nichts mehr geht. Der Prophet Elia hat sich in eine bedrohliche Lage gebracht. Er hat, wie er selbst später sagt, „für Gott geeifert“. Er brachte die Propheten seiner Königin Isebel um aus Rache dafür, dass Isebel die Propheten des HERRN hatte töten lassen. Als Isebel von Elias Tat hört, schwört sie ihrerseits Rache, und Elia flieht. Er lässt seinen Diener zurück und geht in absolute Einsamkeit, in die Wüste. Einen Tag lang immer weiter weg von allen und von allem. Aber die Vergangenheit holt Elia ein. Die Einsamkeit hilft ihm nicht, sie macht ihm vielmehr klar, in welcher Lage er ist. Er setzt sich in den Schatten und bittet Gott, dass es aufhören soll. Er bittet Gott, alles von ihm zu nehmen: seine Aufgabe, seine Angst, sein Leben. Elia wollte es richtig machen, besser sein als seine Vorfahren. Er hat sich aufgerieben, und nun ist ihm alles zu viel geworden. Er legt sich hin und schläft ein.

Und dann kommt der Engel. „Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Ich glaube, dieses Sprichwort entstand bei der Lektüre unseres Bibeltextes. Allerdings ist das „Lichtlein“ hier ausgesprochen handfest. Der Engel, der Elia hier erscheint, leuchtet nicht, er stupst ihn an und stellt ihm Wasser und geröstetes Brot hin. Dazu gleich noch die Aufforderung: „Steh auf und iss!“ Elia befolgt die Anweisung, isst und trinkt, und dann legt er sich wieder schlafen. Anscheinend hat es zwar zum Weiterleben gelangt, was der Engel Elia gebracht hat, zum Weitergehen aber hat es noch nicht gereicht. Also kommt der Engel noch einmal, weckt ihn wieder und fordert ihn auf aufzustehen, zu essen und zu trinken. Doch diesmal ergänzt der Engel: „Du hast einen weiten Weg vor dir.“ Diesmal bleibt Elia stehen und zieht weiter. Ganze vierzig Tage lang geht er durch die Wüste auf seinem langen Weg.

Gegenwart und Vergangenheit können übermächtig werden in unserem Leben. Gerade wenn man sich viel vorgenommen hat und feststellen muss, dass es nichts wird mit den Plänen. Kommt auch noch Angst um die eigene Existenz hinzu, wird die Gegenwart zur Qual, und man wünscht sich vielleicht tatsächlich nur noch, dass es aufhören soll. Wenn dann jemand engelsgleich auftritt und die Gegenwart erst einmal wieder erträglich macht, sei es mit Wasser und Brot, sei es durch das bloße Zuhören oder Reden, können wir vielleicht schon etwas ruhiger schlafen.

Schließlich braucht es dann noch diesen Zuspruch: „Der Weg ist noch weit.“ Freilich ist das ebenso eine Zumutung, denn schließlich sagt der Engel gerade nicht: „Du hast es bald geschafft“, obwohl es genau das ist, was Elia sich wünscht. Aber er sagt: „Es geht weiter, und zwar viel weiter als deine jetzige Situation. Dein Leben dauert länger als diese Krise.“ Darum kann Elia durch die Wüste gehen, weil er weiß, dass die Wüste nicht alles ist. Anscheinend muss er nun auch nicht mehr danach fragen, wie lange es noch dauern wird. Wichtig ist, dass er weiß: Mein Weg ist lang.

Darum möchte ich Ihnen diese Wochenaufgabe geben: Schauen Sie sich einmal selbst an und stellen Sie fest, ob Sie gerade mehr in der Rolle des Engels oder in der Rolle Elias sind! Haben Sie im Moment etwas Wegzehrung und Zuversicht zu geben? Oder brauchen Sie beides gerade von jemand anderem? Wenn Sie sich eher in der Rolle des Engels sehen, dann stupsen Sie jemanden an, der sich gerade lieber hinlegen will und nichts mehr erwartet. Sagen Sie ihr oder ihm: „Du hast einen weiten Weg vor dir.“ Wenn Sie gerade vor allem Zuspruch brauchen, lassen Sie das einen „Engel“ Ihres Vertrauens wissen! Stehen Sie auf, essen und trinken Sie und greifen Sie zum Telefon!

Wie immer in den letzten Wochen können Sie sich auch diesen Bibeltext von Helge Heynold vorlesen lassen auf unserer „Ohrenweide“.

Wie lang Ihr Weg auch noch ist, er sei viel länger als die Krise. Gott behüte Sie!
Ihr Frank Muchlinsky